Die EU versucht ihren Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten und vor allem Deutschland und Frankreich haben großen Einfluss darauf, wie sich der Energiemarkt in Europa entwickelt. Beide Länder wollen durch eine Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien das Ziel der Klimaneutralität schnellstmöglich umsetzen. Wie gehen sie dieses Ziel an und gibt es Ansätze für Kooperationen, um die Energiewende gemeinsam voranzutreiben?
Renaissance der Atomkraft in Frankreich
Während Deutschland auf Wind, Sonne und „grünen“ Wasserstoff setzt, will Frankreich den Kampf gegen den Klimawandel mit einem Mix aus Kernenergie und erneuerbaren Energien gewinnen, um die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Mehr als 75 % des Stroms in Frankreich stammen aus der nuklearen Energie und nur 20 % aus erneuerbaren Energien. Präsident Macron hat bis zu 14 neue Atomkraftwerke angekündigt. Sechs kleinere Kernkraftwerke vom Typ EPR2 (sog. Small modular reactors) sollen gebaut werden. Mit diesem Plan geht Frankreich einen vollkommen anderen Weg als Deutschland, das bald seine letzten Atommeiler abschalten wird. Gleichzeitig lag Frankreich im Jahr 2020 als einziges EU-Land mit 19 % erneuerbarer Energie hinter seinem selbst gesteckten Ziel von 23 % zurück.
Parallel zum Atomkurs sollen in Frankreich aber auch die Solarenergie und Windkraft ausgebaut werden. Allein an den französischen Küsten, wo bisher kein einziger Offshore-Windpark in Betrieb ist, sollen bis 2050 bis zu 50 Windparks entstehen.
Deutschland führend bei Wind und Solar
Der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch (Strom und Wärme) liegt in Deutschland derzeit bei 17,1 %. Dieser Anteil soll bis zum Jahr 2030 auf 30 % und bis 2050 auf 60 % erhöht werden. Bezogen allein auf den Stromverbrauch sind es bereits 45,4 %. Nach Wunsch der Bundesregierung soll dieser Anteil im Jahr 2050 bei 80 % liegen. (Quelle: Statista)
Hervorzuheben ist, dass Deutschland bei der Stromeinspeisung aus Wind- und Solarenergie-anlagen heute weltweit eine Spitzenposition einnimmt. Im ersten Halbjahr 2020 wurde rund 42 % der gesamten Stromeinspeisung aus Wind- und Solarenergieanlagen erzeugt. (Quelle: Statista)
Auf dem Weg zu einer klimafreundlicheren Energieerzeugung setzt Deutschland auch auf Gas als Brückentechnologie nach dem Atom- und Kohleausstieg, die dann sukzessive unter anderem durch Wasserstoff ersetzt werden soll. Doch wird ein Teil des Wasserstoffs bzw. des Stroms, der zu dessen Produktion benötigt wird, importiert werden müssen.
Deutsch-französisches Büro für die Energiewende
Ein Beispiel für eine gezielte Kooperation beider Länder, um die Energiewende voranzutreiben, ist das Deutsch-französische Büro für die Energiewende (DFBEW). Die Informations- und Netzwerkplattform wurde 2006 auf Initiative der Regierungen Deutschlands und Frankreichs als Wissensvermittler zur Förderung des Best-Practice-Austauschs und der besseren Vernetzung zwischen den Akteuren der Energiewende in beiden Ländern gegründet. Heute wird das DFBEW von Ministerien, Industrieverbänden sowie zahlreichen Unternehmen aus der Energiebranche unterstützt.
Deutsch-französische Wasserstoffallianz
Ein weiteres Kooperationsbeispiel ist die Deutsch-französische Wasserstoff-Allianz. Wasserstoff ist wichtiger Teil der Lösung zur Verwirklichung des Ziels der Klimaneutralität. Um dieses Ziel bis 2050 zu erreichen, arbeiten Deutschland und Frankreich an einer gemeinsamen Strategie, um als treibende Kraft für Wasserstoff in Europa zu fungieren und die europäische Vorherrschaft auf dem Gebiet der Wasserstofftechnologie zu übernehmen.
Autor: Jitka Mencl-Goudier
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