Unternehmen in Deutschland und Frankreich erwarten aufgrund der Corona-Krise in diesem Jahr drastische Umsatzeinbrüche in ihrem Auslandsgeschäft. Davon ist vor allem der deutsche und französische Mittelstand betroffen, auch wenn sich die Lage der Exportunternehmen im Juni etwas aufgehellt hat.
Erster Hoffnungsschimmer für den deutschen Export im Juni
Wie in kaum einem anderen Land wird die Wirtschaft in Deutschland von den Ausfuhren bestimmt. Die Exporte machen fast die Hälfte der deutschen Wirtschaftsleistung aus. Doch die Auswirkungen der Corona-Krise lassen weltweit das Geschäft deutscher Unternehmen im Ausland einbrechen. Nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) rechnen 80 % der Firmen mit starken Umsatzverlusten.
Nach dem ersten Corona-Schock ziehen die deutschen Exporte im Juni so stark an wie seit 30 Jahren nicht mehr. Sie haben um 14,9 % gegenüber dem Vormonat zugelegt, teilte das Statistische Bundesamt mit. Deutschland exportierte demnach im Juni Waren im Wert von 96,1 Milliarden Euro. Damit waren die Exporte im Juni 2020 jedoch um 9,4 % niedriger als im Juni 2019.
Trotz der positiven Entwicklung im Juni steht die gesamte Wirtschaft 2020 vor einer tiefen Rezession. Die EU-Kommission sagt für Deutschland einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 6,3 % voraus und damit den stärksten Einbruch in der Nachkriegszeit. Die Exporte werden nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) wegen der Virus-Pandemie 2020 um 15 % schrumpfen. Der DIHK erwartet, dass die wirtschaftliche Erholung mindestens zwei Jahre dauert und dass deutsche Unternehmen vergleichsweise gut durch die Krise kommen könnten. Die Gründe: Die umfassenden Hilfsprogramme der Bundesregierung (erweitertes Kurzarbeitergeld) und Instrumente wie staatliche Exportkreditversicherungen, die es in anderen Ländern in dem Maße nicht gibt.
Wiederanstieg der französischen Exporte im Juni
Auch der französische Export hat durch die Corona-Pandemie sehr gelitten und die Unternehmen versuchen mehr schlecht als recht, Ihre Produkte zu exportieren. Vor der Ausbreitung des Corona-Virus trugen die französischen Exporte zu 31,3 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. 2019 exportierte Frankreich Waren im Wert von 569,7 Milliarden US-Dollar. (Statista)
Nach Angaben der französischen Zollbehörden war das 2. Quartal 2020 gekennzeichnet von einem generellen Rückgang der Exporte. Nach einem Rückgang von 7,3 % im ersten Quartal, fielen die Exporte im zweiten Quartal um 28,9 %. Mehr als die Hälfte der Exportrückgänge erklärt sich dabei aus dem Absturz im Verkehrssektor. Im Juni scheint sich, wie in Deutschland, die Lage zu verbessern. Die französischen Exporte erhöhten sich um 4,7 Milliarden Euro, nach einer Steigerung um 4 Milliarden Euro im Mai. Doch die Zahlen bewegen sich immer noch 25 % unter dem Vorjahresniveau. Eine erste Prognose der Exportentwicklung für den Monat Juli zeigt, dass die Ausfuhren außerhalb der EU zwischen 15 % und 20% zulegen werden.
Auch wenn der Aufschwung da ist, bleibt die Situation weiterhin weit entfernt von der wirtschaftlichen Lage vor der Corona-Krise. Der deutsche und französische Mittelstand bleibt benachteiligt aufgrund der schlechten Wirtschaftslage der wichtigen Absatzmärkte Italien, Großbritannien und USA.
Autor: Jitka Mencl-Goudier
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