Deutschland und Frankreich im Zeitalter des digitalen Wandels
Der digitale Wandel der Wirtschaft spielt auch bei Investitionen im grenzüberschreitenden Geschäft eine immer größere Rolle. Diese Thematik genießt in Frankreich wie in Deutschland einen hohen Stellenwert. Beide Länder haben andere Stärken und können sich daher gut ergänzen. Viele Unternehmen setzen auf Industrie 4.0, mit der speziell die Digitalisierung der Fertigungstechnik und der Logistik vorangetrieben wird. Unter dem Oberbegriff Industrie 4.0 werden Lösungen, Prozesse und Technologien zusammengefasst, die einen hohen Einsatz von IT und einen intensiven Vernetzungsgrad der Systeme in den Fabriken beschreiben.
Deutschland hat nach Aussagen der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer einen ausgezeichneten industriellen Automatisierungsgrad, und der deutsche Maschinenbau ist weltweit gefragt. Digitale industrielle Kooperationsplattformen entwickeln sich, die Prozesssteuerung ist eine anerkannte deutsche Stärke. Frankreich kann im Bereich Software-Entwicklung punkten und verfügt über eine innovative Start-up-Szene. Die Normierung und das Setzen von europäischen Standards ist dabei ein besonders wichtiges deutsch-französisches Kooperationsfeld im weltweiten Wettbewerb.
Deutsch-französische Kooperation für den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit
Deutschland und Frankreich sind wichtige Partner im Bereich der Digitalisierung. Die deutsche „Plattform Industrie 4.0“ und die französische „Alliance Industrie du Futur“ wollen die Wettbewerbsfähigkeit der produzierenden Industrien weiter ausbauen und haben dazu einen gemeinsamen Aktionsplan beschlossen. Die Kooperation ist eng mit den europaweiten Aktivitäten verbunden und weist mehrere Schwerpunkte auf. Dazu gehören Anwendungsszenarien und Anwendungsbeispiele, Technologie und Testinfrastruktur, Standardisierung sowie Ausbildung und Veränderungen bei Kompetenzanforderungen und Arbeitsorganisation.
Der Grundstein für die Zusammenarbeit der beiden Initiativen wurde im Oktober 2015 auf einer Konferenz zur Digitalisierung in Paris gelegt, der „Conférence Numérique”.
Frankreich punktet in der Softwareentwicklung
Der Sprung in die digitalisierte Zukunft ist in französischen Firmen häufig noch schwieriger als in Deutschland aufgrund des geringeren Automatisierungsgrads und Robotereinsatzes. Frankreich verfügt zwar über moderne, stark automatisierte Industriesektoren wie die Luftfahrt und die Automobilindustrie, in anderen Industriezweigen ist der Automatisierungsgrad aber eher schwach ausgeprägt.
Die Automatisierung gilt als notwendiger erster Schritt zur Digitalisierung. Dabei stellt die schwache Ausprägung des Maschinenbaus in Frankreich einen Nachteil dar. Den Industrieunternehmen fehlt die Nähe zu den Ausrüstern, von denen vielfach die notwendigen Innovationen für eine digitalisierte Fabrik ausgehen.
Frankreich sieht seine Stärken daher eher im Softwarebereich. Viele Innovationen kommen aus der Startup-Szene, mit besonderen Stärken in Simulationstechnik, Datenanalyse (Big Data) und damit verbunden bei der vorausschauenden Instandhaltung (Predictive Maintenance).
Studie zu Herausforderungen im Bereich der digitalen Fertigung
Eine Studie, die vom Unternehmen Protolabs in Auftrag gegeben wurde, zeigt, wie Entscheidungsträger in Fertigungsunternehmen Chancen und Herausforderungen im Bereich der digitalen Fertigung einschätzen. Die Umfrage wurde in Deutschland, Frankreich und Großbritannien im Dezember 2017 durchgeführt. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, dass bereits 25 bis 50 % ihrer Fertigungsservices automatisiert sind. Die Studie zeigt weiterhin, dass bereits 38 % der Befragten in Deutschland die Fertigung mit Begriffen wie Industrie 4.0 und weitere 34 % mit Roboter & automatisierten Prozessen assoziieren. Insgesamt 65 % sehen die Fertigungsindustrie in Deutschland als gut vorbereitet für Industrie 4.0 und den Anstieg von digitalen Prozessen. In Frankreich wird das mit 54 % ähnlich betrachtet.
Autor: Jitka Mencl-Goudier
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