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Seit einigen Jahren zeichnet sich ein neuer Trend ab: Immer mehr ältere Menschen entscheiden sich dazu, ihr eigenes Unternehmen zu gründen.

Unternehmensgründung: Die Silverpreneure bringen frischen Wind in die Geschäftswelt

Seit einigen Jahren zeichnet sich ein neuer Trend ab: Immer mehr ältere Menschen entscheiden sich dazu, ihr eigenes Unternehmen zu gründen.

Seit einigen Jahren zeichnet sich ein neuer Trend ab: Immer mehr ältere Menschen entscheiden sich dazu, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Dies tun sie entweder, um ihr Renteneinkommen aufzustocken, ihren Leidenschaften nachzugehen oder eine Marktlücke zu füllen. Diese Seniorunternehmer, auch Silverpreneure genannt, sind zwischen 55 und 67 Jahre alt und bringen mit ihrer Erfahrung und Kreativität frischen Wind in die Geschäftswelt.

Jedes Jahr gründen diese Silverpreneure ein Fünftel aller neuen Unternehmen in Frankreich und damit genauso viele wie die 18- bis 30-Jährigen.

Einer Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zufolge liegt der Anteil der Akademiker im Rentenalter unter den erwerbstätigen Deutschen mit 37 % deutlich über dem Durchschnitt von 27 %. Befragungen zeigen zudem, dass bei ihnen Motive wie »Spaß an der Arbeit« oder »Kontakt zu anderen Menschen« eine größere Rolle spielen als die Entlohnung.

Arbeit als Selbstverwirklichung

Für Silverpreneure markiert das Erreichen des Rentenalters nicht das Ende ihrer beruflichen Laufbahn oder ihres aktiven Arbeitslebens. Sie betrachten Arbeit nicht als bloße Pflichterfüllung, sondern vielmehr als integralen Bestandteil ihrer Selbstverwirklichung. Diese älteren Unternehmensgründer nutzen ihre wertvollen Erfahrungen, die sie im Laufe ihres Berufslebens gesammelt haben, um ein Projekt zum Erfolg zu führen. Ihre Erfolgsquote ist meist höher als die der jüngeren Unternehmensgründer. Ihr Hauptantrieb ist dabei vor allem, die neu gewonnene, freie Lebenszeit produktiv zu nutzen. Das bedeutet vor allem, ihr Wissen und ihre Erfahrung konstruktiv einzusetzen und an kommende Generationen weiterzugeben.

Laut einer Studie von France Stratégie unterscheiden sich französische Seniorunternehmer vom Durchschnitt der Unternehmensgründer durch ein etwas stärker polarisiertes Bildungsniveau, mit einem höheren Anteil an Personen ohne Abschluss und ehemaligen Schülern der Grandes Ecoles. 40 % derjenigen, die nach dem 50. Lebensjahr ein Unternehmen gründeten, waren zuvor bereits selbstständig oder Unternehmer gewesen, verglichen mit einem Viertel aller Gründer. Von denjenigen, die vor der Gründung ihres Unternehmens abhängig beschäftigt waren, waren 50 % Führungskräfte oder Angehörige höherer intellektueller Berufe, gegenüber einem Viertel der Gründer insgesamt.

Silverpreneure engagieren sich meist in ähnlichen Arbeitsbereichen wie zuvor, jedoch tendenziell in einem reduzierten Umfang. Sie verbinden mehr Zeitautonomie mit der Freude an freiwilliger Arbeit.

Beruflicher Erfolg als Anti-Aging-Strategie

Die Herausforderungen und Anreize einer fortlaufenden beruflichen Tätigkeit sind aus Sicht der Silverpreneure aus mehreren Gründen sinnvoll. Neben der Weitergabe von Wissen und der Selbstverwirklichung, schätzen sie die positiven die Effekte einer geistig herausfordernden Tätigkeit und neue Erfahrungen. Ihnen liegen folgende Aspekte besonders am Herzen: Sie wollen Verantwortung übernehmen, Erfahrungen teilen, an sozialen Zusammenhängen teilzuhaben, weiterhin aktiv am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen und ihre reiche Lebenserfahrung einbringen. Hinzu kommt ein pragmatischer Aspekt: Durch längeres Arbeiten entlasten sie sich finanziell und können somit ein unbeschwerteres Leben führen.

Autorin: Jitka Mencl-Goudier

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