Vom Pôle Franco-Allemand – Juli 2025
Vor dem Hintergrund der Klimakrise und einer beschleunigten Energiewende haben Frankreich und Deutschland im Mai 2025 eine entscheidende Hürde überwunden: Die beiden europäischen Schwergewichte haben ihre langjährige Meinungsverschiedenheit in der Atomfrage offiziell beigelegt. Dieser Schritt stellt einen bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zu einer kohärenteren, ambitionierteren und widerstandsfähigeren gemeinsamen europäischen Energiepolitik dar.
Am 19. Mai 2025 kündigte die deutsche Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz an, sich künftig nicht mehr gegen die Anerkennung der Kernenergie als „CO₂-arme Technologie“ im Rahmen der europäischen Gesetzgebung zu stellen. Diese Position bringt Berlin deutlich näher an den Standpunkt von Paris heran, für das die Atomkraft seit Langem ein zentraler Pfeiler der Dekarbonisierung ist.
Diese Annäherung erfolgt im Kontext der Überarbeitung der europäischen Klimaziele bis 2040, bei der der Fokus verstärkt auf technologische Neutralität gelegt wird. Frankreich und Deutschland bekennen sich nun gemeinsam zu mehreren Handlungsfeldern: Entwicklung von grünem Wasserstoff, Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien, Modernisierung grenzüberschreitender Stromnetze und Koordination im Bereich Energiespeicherung.
Mit der Überwindung des klassischen Gegensatzes zwischen Atomkraft und Erneuerbaren bieten die beiden Länder der Europäischen Union eine historische Chance: den Aufbau einer technologisch komplementären Energiesouveränität. Gemeinsame Projekte – etwa im Bereich Small Modular Reactors (SMR), Elektrolyseure oder intelligente Netze – stehen nun auf der politischen Agenda.


Frankreich Stromerzeugungsmix 2024
Deutschland Stromerzeugungsmix 2024
Die DFBEW Deutsch-französisches Büro für die Energiewende (OFATE/DFBEW) – Partner des Pôle Franco-Allemand stärkt in diesem Kontext ihre Rolle als Schnittstelle zwischen politischen, industriellen und wissenschaftlichen Akteuren. Neue Initiativen werden noch vor Jahresende erwartet, insbesondere in den Bereichen Ausbildung und territoriale Zusammenarbeit.
Diese neue Phase der Kooperation erfordert jedoch Wachsamkeit und Beständigkeit. Themen wie die Finanzierung von Infrastrukturen, die langen Inbetriebnahmezeiten bei Atomprojekten und die unterschiedliche öffentliche Wahrnehmung bleiben Herausforderungen. Dennoch lässt der politische Wille, untermauert durch jüngste Entscheidungen, eine stärker integrierte Energie-Governance erkennen.
Die französisch-deutsche Einheit in Energiefragen ist somit nicht nur eine klimapolitische Notwendigkeit, sondern auch ein Hebel für Stabilität, Innovation und Stärke in Europa. In einer Zeit wegweisender Energieentscheidungen legen Paris und Berlin die Grundlage für eine gemeinsame, zukunftsgerichtete Strategie.
Autor: Pole Franco Allemand
Quellen: France Electricity Generation Mix 2024 | Low-Carbon Power Data
Yearly Electricity Data | Ember
Germany Electricity Generation Mix 2024 | Low-Carbon Power Data
Yearly Electricity Data | Ember
Landschaftsfotografie Des Kühlturms · Kostenloses Stock-Foto