Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind das Rückgrat der Wirtschaft sowohl in Deutschland als auch in Frankreich. Trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die KMU in beiden Ländern.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind das Rückgrat der Wirtschaft sowohl in Deutschland als auch in Frankreich. Trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die KMU in beiden Ländern hinsichtlich ihrer Struktur und wirtschaftlichen Bedeutung.
Gemäß der EU-Definition zählen Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro zu den KMU.
Die Bedeutung der KMU in Deutschland und Frankreich
In beiden Ländern stellen KMU den Großteil der Unternehmen. In Frankreich gibt es etwa 4,3 Millionen kleine und mittlere Unternehmen. Sie machen laut INSEE 99,9 % aller Unternehmen aus. Auch die deutsche Wirtschaft ist stark durch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) geprägt. Nach der Definition der EU-Kommission zählen in Deutschland 99,6 % der Unternehmen zu den KMU. Sie beschäftigen etwa 60 % der Arbeitskräfte. Im Jahr 2022 fielen rund 3,1 Millionen Unternehmen in diese Kategorie.
Ein markanter Unterschied zwischen beiden Ländern liegt in der Bedeutung des Mittelstands in Deutschland, also jener KMU mit 50 bis 249 Beschäftigten. Diese Unternehmen haben eine lange Tradition, sind oft familiengeführt und in der Regel größer als KMU in anderen EU-Staaten. Dies zeigt sich unter anderem in der durchschnittlichen Anzahl der Beschäftigten. Mit durchschnittlich 6,8 Mitarbeitenden hatten deutsche KMU im Jahr 2022 die meisten Beschäftigten im Vergleich zu den anderen EU-27-Staaten (Frankreich: 2,7) (Quelle: IFM Bonn).
In Frankreich hingegen ist der Anteil sehr kleiner Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden höher als in Deutschland, während mittelgroße Unternehmen eine geringere Rolle spielen. Traditionell engagieren sich in Frankreich vor allem große Konzerne international, während kleinere Unternehmen hauptsächlich auf den heimischen Markt fokussiert sind.
Die Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich zeigt sich auch in der Branchenverteilung der KMU. Während deutsche KMU traditionell stark im industriellen Sektor verankert sind, dominieren in Frankreich die Bereiche Dienstleistungen und Handel. Deutsche KMU spielen eine zentrale Rolle in exportorientierten Branchen wie Maschinenbau, Automobilindustrie und Chemie. Besonders der sogenannte deutsche Mittelstand zeichnet sich durch seine Spezialisierung und Innovationskraft aus.
In Frankreich sind KMU hingegen stärker auf den Binnenmarkt fokussiert. Der Anteil der KMU im verarbeitenden Gewerbe ist geringer als in Deutschland. Gleichzeitig gewinnt der Einfluss von Start-ups und Technologieunternehmen zunehmend an Bedeutung, insbesondere durch Initiativen wie „La French Tech“, die Innovation und den Ausbau der Tech-Branche fördern.
Die Herausforderungen der Zukunft
Beide Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie der Digitalisierung, dem Fachkräftemangel und dem internationalen Wettbewerb. Allerdings sind die Auswirkungen dieser Herausforderungen in Deutschland und Frankreich unterschiedlich.
Deutsche KMU tun sich schwerer bei der digitalen Transformation. Während große Unternehmen bereits intensiv in digitale Technologien investieren, mangelt es kleineren Unternehmen oft an den notwendigen Ressourcen. Der Fachkräftemangel, insbesondere in den Bereichen IT und Ingenieurwesen, verschärft die Situation und gefährdet langfristig die Wettbewerbsfähigkeit.
Im Vergleich dazu zeigen französische KMU zwar eine größere Bereitschaft, digitale Technologien zu nutzen, stehen jedoch vor ähnlichen Herausforderungen bei der Rekrutierung qualifizierten Personals. Zudem ist die französische Wirtschaft stärker von nationalen Entwicklungen abhängig, was KMU anfälliger für Konjunkturschwankungen macht.
Die Zukunft der KMU in Deutschland und Frankreich hängt maßgeblich von ihrer Fähigkeit ab, sich an die Herausforderungen der Globalisierung und Digitalisierung anzupassen. Deutsche KMU müssen vor allem ihre digitale Transformation beschleunigen, während französische KMU verstärkt ihre Internationalisierungsstrategien ausbauen sollten. Beide Länder setzen zunehmend auf politische Maßnahmen, um ihre KMU zu unterstützen und deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Autorin: Jitka Mencl-Goudier
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