Deutschland erlebt einen drastischen Anstieg der Krankheitstage – ein Trend, der nicht nur die Wirtschaft belastet, sondern auch politische und gesellschaftliche Fragen aufwirft. Während deutsche Unternehmen Alarm schlagen, bleibt die Lage in Frankreich vergleichsweise stabil. Doch was steckt hinter diesen Zahlen?
Der Anstieg der Krankmeldungen in Deutschland
Laut dem Statistischen Bundesamt erreichte der Krankenstand in Deutschland 2023 ein Rekordniveau. Im Schnitt waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 15,1 Tage krankgeschrieben – ein Anstieg von vier Tagen im Vergleich zu 2021. Besonders auffällig: Atemwegserkrankungen und psychische Belastungen spielen eine zunehmend größere Rolle. Unternehmen wie Mercedes-Benz warnen bereits vor den wirtschaftlichen Folgen: In Deutschland seien die Krankenstände unter gleichen Produktionsbedingungen teilweise doppelt so hoch wie im europäischen Ausland.
Experten sehen verschiedene Ursachen für den Anstieg in Deutschland. Neben saisonalen Grippe- und Erkältungswellen sowie psychischen Erkrankungen könnte auch die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) in Deutschland eine Rolle spielen. Diese macht Krankmeldungen für Arbeitnehmer bequemer und für Arbeitgeber transparenter – was möglicherweise zu einer höheren Erfassungsrate führt.
In Frankreich wird die vergleichsweise niedrigere Zahl an Krankheitstagen (10,3 Tage pro Jahr) auf verschiedene Faktoren zurückgeführt. So gibt es dort eine kürzere Lohnfortzahlung im Krankheitsfall durch den Arbeitgeber – ein Anreiz für Arbeitnehmer, sich schneller wieder arbeitsfähig zu melden. Zudem könnte die unterschiedliche Arbeitskultur eine Rolle spielen: Während in Deutschland Präsenzkultur und Produktivitätsdruck oft dominieren, gibt es in Frankreich eine stärkere Betonung von Pausen und Erholung.
Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich wächst die Besorgnis über die wirtschaftlichen Konsequenzen. Unternehmen klagen über Produktionsausfälle und steigende Kosten. Gleichzeitig stellt sich die Frage: Muss die Arbeitswelt sich anpassen? Sollten Unternehmen und Staaten stärker in Gesundheitsprävention investieren, um langfristige Ausfälle zu reduzieren?
Hohe Krankenstände sind ein komplexes Phänomen, das nicht isoliert betrachtet werden kann. Sie resultieren aus einer Vielzahl wirtschaftlicher, kultureller und gesundheitspolitischer Faktoren. Ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld wird in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein – sowohl für die Produktivität als auch für das Wohl der Arbeitnehmer. Die Schaffung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Arbeit und Erholung sowie eine verbesserte Krankheitsprävention sind zentrale Aspekte, die dazu beitragen können, langfristige Ausfälle zu reduzieren und die Arbeitsfähigkeit der Belegschaft zu sichern.
Autor: Haus & Gross
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