Auch wenn der deutsche und französische Mittelstand es sich immer weniger leisten kann auf das Potenzial von Frauen zu verzichten, besetzen immer noch vor allem Männer die Chefetagen. Nur in kleineren Betrieben und bei Firmengründungen nimmt der Anteil weiblicher Inhaber zu.
Deutschland: Mehr Frauen in Chefpositionen mittelständischer Unternehmen
In Deutschland ist nach wie vor nur jede sechste Position in der obersten Führungsriege mittelständischer Unternehmen mit einer Frau besetzt. Doch je kleiner die Firma, desto weiblicher ist die Geschäftsführung. Der Frauenanteil an der Spitze kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) ist in Deutschland zum ersten Mal seit vier Jahren wieder leicht angestiegen. Das geht aus dem aktuellen KfW-Mittelstandspanel hervor. Demnach wurden 2018 etwa 613.000 der 3,81 Millionen Mittelständler von Frauen geführt. Das entspricht einem Anteil von 16,1 %.
Auch bei Existenzgründungen ist der Frauenanteil gestiegen. Er liegt derzeit bei 40 % und wirkt sich ebenfalls positiv auf den Anteil weiblicher Unternehmenslenker im deutschen Mittelstand aus.
Frauen bevorzugen Dienstleistungsunternehmen
Bei den von Frauen geführten deutschen Unternehmen dominiert klar der Dienstleistungssektor. 85 % der weiblichen Inhaber führen ein Dienstleistungsunternehmen. Im Vergleich dazu ist speziell im forschungs-und entwicklungsintensiven verarbeitenden Gewerbe der Anteil von Frauen in der Chefetage sehr gering. Zu diesem Segment zählen u. a. Maschinenbau, Fahrzeugbau oder Pharmazie. Weniger als 1.000 Unternehmen (von ca. 52.000 in diesem Segment) werden von einer Frau geführt. Das entspricht einem Chefinnenanteil von nur 2 %.
Frankreich: Frauenanteil im Mittelstand liegt unter 25 %
In der Geschäftsleitung nicht börsennotierter französischer KMU und Midcap-Unternehmen schwankt der Frauenanteil je nach Wirtschaftssektor zwischen 18,5 % und 24,2 %. Dies ergab eine KPMG-Studie im Jahr 2019. In KMU und Midcap-Unternehmen, die nicht der gesetzlichen Frauenquote von 40 % unterliegen, liegt der Frauenanteil im Bausektor bei 18,3 % und bei weniger als 25 % in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Gleichzeitig verzeichnet Frankreich mit 44 % den höchsten Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder in den grossen börsennotierten Unternehmen in der EU. Dieser Wert liegt in Deutschland bei 34 %.
Die kürzlich veröffentlichte KPMG-Studie ‚Frauen und Unternehmensführung‘ zum Anteil der Frauen, die Entscheidungskompetenzen in den nicht börsennotierten Unternehmen haben, hat ergeben, dass weniger als 20 % der französischen Midcap-Unternehmen und nur 10 % der KMU kurzfristig den Frauenanteil erhöhen wollen. Nur 18 % der Firmeninhaber der KMU planen mehr Frauen in der Geschäftsleitungsebene. Diese Zahl fällt auf 8 % in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern. Bei den KMU und Midcap-Unternehmen werden Stellen für Frauen vornehmlich intern ausgeschrieben, Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten bevorzugen bei der Einstellung von Frauen externe Bewerbungen.
Wie in Deutschland nimmt auch in Frankreich die Zahl der Unternehmensgründungen von Frauen zu. Laut der Insee-Studie ‚Unternehmensgründungen 2018‘ wurden 4 von 10 Unternehmen in Frankreich von Frauen gegründet (39% der Unternehmen). Diese Zahlen sind seit 30 Jahren steigend.
Autor: Jitka Mencl-Goudier
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