Die Klimakrise und das wachsende Umweltbewusstsein führen in den großen Industrieländern zu einem verstärkten Ausbau von erneuerbaren Energien. Davon profitiert auch der Photovoltaiksektor. Wie ist die Solarindustrie in Deutschland und Frankreich aufgestellt und wie sind die Zukunftsaussichten für Photovoltaikinstallationen in beiden Ländern?
Solarboom in Deutschland
Keine andere Energieform legte 2020 bei der Stromerzeugung in Deutschland stärker zu als die Photovoltaik-Technik. Das geht aus einem jüngst veröffentlichten Jahresbericht der Energiewirtschaft hervor. Jede zehnte im letzten Jahr erzeugte Kilowattstunde stammt in Deutschland aus Sonnenenergie und den inzwischen bereits installierten knapp zwei Millionen Solarstromanlagen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll die solare Kraftwerksleistung verdoppelt werden. Energie- und Klimawissenschaftler halten allerdings eine Verdreifachung für erforderlich. Aktuell deckt die Solarenergie 9 % des Stromverbrauchs in Deutschland.
184.000 Solarstromanlagen mit einer Leistung von rund 4,9 Gigawatt wurden im Jahr 2020 in Deutschland neu errichtet. Gegenüber dem Vorjahr stieg die neu installierte Photovoltaikleistung damit um 27,6 %, teilte der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) mit. Insgesamt liegt die Photovoltaik-Leistung derzeit bei knapp 51 Gigawatt. Besonders stark zog demnach die Nachfrage bei Eigenheimbesitzern an. Hier registrierte der Branchenverband gegenüber 2019 ein Plus von 99 % und damit nahezu eine Verdoppelung der Nachfrage.
Für den BSW gibt es eine Reihe von Gründen für den jüngsten Solarboom in Deutschland: Die Verbraucher profitieren von den deutlich gesunkenen Solartechnik-Preisen, verbesserten Förderkonditionen bei der Heizungsmodernisierung sowie einen an Fahrt aufnehmenden Umstieg auf Elektromobilität.
Verdreifachung der französischen Photovoltaikleistung bis 2023 geplant
Die französische Solarindustrie ist weiterhin von starken Kontrasten geprägt. Im sonnenreichen Süden werden sehr große Photovoltaik-Freiflächenanlagen gebaut. Auf den Gewerbe- und Wohnhausdächern hingegen ist noch ein zögerlicher Zubau zu beobachten. Der Grund: Die niedrigen Strompreise – auch dank immer noch rund 70 % Atomstromanteil – machen den Eigenverbrauch weniger lukrativ als in Deutschland.
So ist auch die Energiepolitik Frankreichs von Widersprüchen geprägt. Besonders der große Atomkraftwerkspark ist ein Erbe, von dem sich das Land nur schwer trennen kann. Bis 2035 soll der Atomstromanteil auf 50 % sinken. Ursprünglich war das Ziel bereits für 2025 avisiert.
In den zwölf Monaten von Oktober 2019 bis September 2020 gingen Solaranlagen mit 692 Megawatt Leistung neu ans Netz. Das Zubautempo der französischen Solarindustrie blieb damit drei Jahre in Folge auf gleichbleibend niedrigem Niveau (2018: 873 Megawatt; 2019: 704 Megawatt). Die Gesamtleistung aller installierten Solaranlagen betrug Ende September 2020 rund 10,6 Gigawatt und liegt damit nur bei ca. 1/5 der in Deutschland installierten Photovoltaikleistung.“ (Quelle: Observatoire des énergies renouvelables)
Die mehrjährige Programmplanung der französischen Regierung sieht für 2023 insgesamt 20,1 Gigawatt installierte Photovoltaikleistung vor. Das Ausbautempo müsste sich demnach verdreifachen.
Autor: Jitka Mencl-Goudier
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