Für die Hälfte der Lehrer an Sekundarschulen bieten Technologien wie ChatGPT mehr Vorteile als Risiken, so eine Studie von Capgemini.
Die Relevanz von generativen KI-Tools wie ChatGPT wirft in verschiedenen Branchen Fragen auf, darunter auch im Bildungsbereich. Bereits heute stellen ChatGPT und Co. das Bildungswesen auf den Kopf. Für die Hälfte der Lehrer an Sekundarschulen bieten Technologien wie ChatGPT mehr Vorteile als Risiken, so eine Studie von Capgemini.
Sollte man künstliche Intelligenz in der Schule integrieren oder ausschließen? In einer weltweiten Studie wollte das Capgemini Research Institute herausfinden, was Lehrer und Schüler von diesen Technologien halten. Zu diesem Zweck wurden im März/April 2023 Lehrer, Schüler und Eltern in Australien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Japan, den Niederlanden, Großbritannien, Singapur und den USA befragt. Insgesamt wurden 1.800 Sekundarschullehrer, 4.500 Eltern von Sekundarschülern und 900 Schüler im Alter von 11 bis 18 Jahren befragt. Zu den Fachgebieten oder Unterrichtsfächern gehörten Naturwissenschaften, Mathematik, Medien und literarische Fächer.
Die Einstellung zur generativen KI unterscheidet sich stark
Die Studie zeigt, dass die generative KI von Land zu Land sehr unterschiedlich eingeschätzt wird. Sekundarschullehrer in den USA (74%), Großbritannien (70%), Deutschland und Finnland (jeweils 69%) erkennen die Bedeutung und das Potenzial der generativen KI schneller an als die Befragten in Frankreich (45%), Japan (41%) oder Singapur (29%). 58 % der Sekundarschullehrer weltweit sind optimistisch, dass das Potenzial der generativen KI und insbesondere von ChatGPT als Lehrmittel die Risiken überwiegt. Auch hier ist diese Ansicht in den untersuchten Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt. So teilen in Frankreich nur 38 % der Lehrer diese Ansicht.
Lehrer sorgen sich um Schreibfähigkeit und Kreativität der Schüler
Zu den vorteilhaften Anwendungsfällen, die Lehrer aller Länder nennen, gehört unter anderem der Einsatz von KI, um zu lehren, wie man mit KI-Modellen interagiert und sie versteht (60 %), um Übungen zum kritischen Denken zu erleichtern (56 %) und als Werkzeug, um Änderungen an Schülerarbeiten vorzuschlagen (52 %). Während sich viele des Potenzials generativer KI-Tools bewusst sind, sind 78 % der Sekundarschullehrer besorgt über die negativen Auswirkungen dieser Tools auf die Lernergebnisse der Schüler, die Schreibfähigkeiten und die Kreativität. Bildungssysteme auf der ganzen Welt ergreifen bereits Maßnahmen, um generative KI-Tools wie ChatGPT in die täglichen Aktivitäten der Schüler zu integrieren oder auszuschließen.
Die Studie befasst sich auch mit den digitalen Kompetenzen der Schüler im Hinblick auf den Arbeitsmarkt. Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass 55 % der 16- bis 18-Jährigen sich nicht bereit fühlen, während 70 % der Gymnasiallehrer und 64 % der Eltern glauben, dass sie es sind oder sein werden.
Immer noch zögerliche Praktiken
Fast die Hälfte (48 %) der Lehrer an Sekundarschulen gibt an, dass ihre Schule die Nutzung dieser Tools in irgendeiner Form blockiert oder eingeschränkt hat. Aber 19 % der Lehrer geben an, dass diese Tools für bestimmte Anwendungsfälle zugelassen wurden. 18 % der sind noch dabei, ihre Anwendbarkeit und ihren Nutzen im Klassenzimmer zu bewerten. Insgesamt sind mehr als die Hälfte (56 %) der Sekundarschullehrer der Ansicht, dass Lehrpläne und Bewertungen angepasst werden müssen, um der Nutzung von KI-generierten Inhalten durch Schüler Rechnung zu tragen. Ein ähnlicher Anteil (52 %) ist sogar der Meinung, dass KI-Tools den Lehrerberuf verbessern werden.
Autorin: Jitka Mencl-Goudier
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