Die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland gelten als das Herz der Europäischen Union. Eine aktuelle Umfrage der deutschen Botschaft in Paris, durchgeführt von CSA Research im Dezember 2024, zeigt, dass sich die Wahrnehmung Deutschlands in Frankreich in den letzten Jahren verändert hat. Diese Entwicklung könnte Auswirkungen auf die bilaterale Zusammenarbeit und die europäische Integration haben.
Ein grundsätzlich positives, aber distanziertes Bild
Grundsätzlich bleibt das Image Deutschlands in Frankreich positiv: Die Mehrheit der Befragten hat eine gute Meinung vom Nachbarland. Dennoch geht diese Zahl leicht zurück, während der Anteil derjenigen mit einer neutralen oder weniger positiven Meinung leicht gestiegen ist. Besonders bemerkenswert: Nur ein Drittel der Franzosen gibt an, Deutschland gut oder sehr gut zu kennen. Bei jungen Erwachsenen (18-24 Jahre) ist dieser Wert etwas höher. Trotz einer allgemein positiven Grundhaltung sind Gefühle wie Bewunderung und Respekt gegenüber Deutschland leicht rückläufig. Gleichzeitig nehmen zurückhaltendere Einschätzungen zu. Dies deutet darauf hin, dass sich die Wahrnehmung Deutschlands allmählich wandelt.
Entwicklung der deutsch-französischen Kooperation
Auch die Wahrnehmung der bilateralen Beziehungen hat sich verändert. Zwar bezeichnet eine Mehrheit der Befragten die Zusammenarbeit als gut. Dieser Wert liegt allerdings unter dem Niveau früherer Jahre. Zudem glauben viele Franzosen, dass sich die Beziehungen in den letzten Jahren nicht wesentlich verbessert haben. Jüngere Befragte blicken tendenziell optimistischer in die Zukunft, während ältere Generationen eher eine Entwicklung hin zu einer distanzierteren Beziehung sehen. Ein weiterer Aspekt ist die abnehmende Bekanntheit zentraler deutsch-französischer Institutionen. Während viele der befragten Franzosen den Fernsehsender ARTE kennen, sind andere bilaterale Institutionen weniger im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsent. So kennen beispielsweise nur 40 % aller Befragten den Deutsch-Französischen Ministerrat (Conseil des ministres franco-allemand, CMFA) und nur 30 % das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW/OFAJ), welches insbesondere für die jüngere Zielgruppe eine relevante deutsch-französische Institution darstellt.
Wahrnehmung Deutschlands im Wandel
Deutschland wird weiterhin als wirtschaftlich stark wahrgenommen, doch andere traditionelle Stärken wie politische Stabilität und Haushaltsdisziplin treten seltener in den Vordergrund als früher. Gleichzeitig wird Deutschlands kultureller Einfluss insbesondere von jüngeren Befragten stärker wahrgenommen.
Neue Impulse für die Zusammenarbeit
Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, dass die deutsch-französische Partnerschaft in Frankreich weiterhin eine wichtige Rolle spielt. Gleichzeitig zeigen sie auf, dass es Potenzial gibt, den Austausch und das gegenseitige Verständnis zu intensivieren. Dies bietet die Gelegenheit, neue Impulse für die Zusammenarbeit zu setzen und gemeinsame Projekte zu fördern, um die Partnerschaft nachhaltig zu stärken. Michael Heß, der Leiter des Pôle Franco-Allemand, dem Forum für grenzüberschreitende Investitionen meint hierzu: “Gerade mit Blick auf die jüngsten geopolitischen Entwicklungen muss die deutsch-französische Axe in allen Belangen – politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich – intensiviert und wieder in den Fokus der Menschen und der Entscheider rücken. Mit der Formierung einer neuen Regierung in Deutschland eröffnen sich Chancen, diese Partnerschaft wieder zu stärken und neue Impulse zu setzen – auch für ein starkes und handlungsfähiges Europa. Ich bin hier recht zuversichtlich.“
Autor: Haus & Gross
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