Wenn es um globale Tech-Events geht, dominieren oft Namen wie CES in Las Vegas oder der Mobile World Congress in Barcelona die Schlagzeilen. Doch in diesem Jahr vom 11. bis zum 14. Juni rückte die VivaTech 2025 in Paris die europäische Technologieszene eindrucksvoll ins Rampenlicht. Die VivaTech 2025 hat neue Maßstäbe gesetzt: Mit über 180.000 Besuchenden, 14.000 Startups, 4.000 Ausstellern und fast 650.000 Business-Meetings war die Messe ein eindrucksvolles Schaufenster europäischer Innovationskraft – mit globaler Ausstrahlung.
Europas Vision: Führungsrolle bei KI und Nachhaltigkeit
Europa hat in den letzten Jahren immer wieder betont, dass es eine eigene technologische Souveränität aufbauen will – abseits der Abhängigkeiten von US-amerikanischen und asiatischen Tech-Giganten. Auf der VivaTech 2025 zeigte sich, dass diese Ambitionen mehr sind als nur politische Schlagworte.
Ein prominentes Beispiel: NVIDIA-CEO Jensen Huang betonte die Notwendigkeit einer europäischen KI-Infrastruktur. Gemeinsam mit dem französischen Startup Mistral AI kündigte man die Entwicklung der Plattform „Mistral Compute“ an – ausgestattet mit 18.000 Blackwell-Chips, betrieben in Europa, ausgerichtet auf europäische KI-Souveränität.
Diese Vision passt perfekt zur EU-Strategie einer „digitalen Souveränität“. Mit Initiativen wie GAIA-X, der europäischen Cloud-Initiative, und dem AI-Act, dem weltweit ersten umfassenden Gesetz zur Regulierung künstlicher Intelligenz, setzt die EU klare Rahmenbedingungen, die Innovation und Sicherheit vereinen sollen.
Europäische Startup-Power: 100 Talente für die Zukunft
Ein Herzstück der Messe war die Vorstellung der „Top 100 Rising European Startups“ – handverlesen aus 13 Ländern. Mit dabei:
- Synthesia (UK) – KI-generierte Videos
- Aily Labs (DE) – operative KI für Unternehmen
- Cognigy (DE) – Conversational AI
- Mistral AI (FR) – Open-Source LLMs
Die starke Präsenz von Gründungen aus Paris, Berlin und München zeigte: Europas Startup-Szene ist bereit für die globale Bühne – und bietet mehr als Buzzwords.
Nachhaltigkeit: Von der Vision zur Umsetzung
Auch Nachhaltigkeit war mehr als ein Nebenschauplatz. Neben Teslas Vorstellung des Robotaxis „Cybercab“ setzten vor allem europäische Startups Impulse:
- GreenTech-Lösungen zur CO₂-Reduktion
- Kreislaufwirtschaft in der Industrie
- Klimafreundliche Mobilität und Energie-Infrastruktur
Die Botschaft war klar: Europas Tech-Szene will nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch gesellschaftlichen Mehrwert schaffen.
Europa als Tech-Standort der Zukunft?
Die VivaTech 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, dass Europa mehr als ein reiner Regulierer ist – es ist auch ein Innovationsstandort mit globalem Anspruch. Die Herausforderungen sind allerdings groß: Der globale Wettbewerb um Talente, Kapital und Marktanteile ist intensiv.
Doch die Messe hat auch gezeigt: Wenn Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Europa an einem Strang ziehen, kann der Kontinent eine technologische Führungsrolle einnehmen – besonders in ethisch sensiblen Bereichen wie KI und Nachhaltigkeit, in denen europäische Werte wie Datenschutz, Transparenz und Umweltverantwortung weltweit gefragt sind.
Die Rolle der deutsch-französischen Partnerschaft
Frankreich und Deutschland bilden gemeinsam das wirtschaftliche Rückgrat der EU. Ihre Zusammenarbeit kann zum Treiber für ein starkes, souveränes Europa werden:
- In der KI-Forschung existieren bereits zahlreiche Kooperationen zwischen deutschen und französischen Instituten. Diese sollten weiter gestärkt werden, um gemeinsam wettbewerbsfähige europäische KI-Modelle zu entwickeln.
- Im Bereich nachhaltiger Energie arbeiten Unternehmen wie EDF und Siemens Energy an grenzüberschreitenden Lösungen für die Energiewende.
- Startups aus Paris, München, Berlin und Lyon kooperieren immer häufiger in europäischen Venture-Programmen.
Die VivaTech 25 hat eindrucksvoll gezeigt, dass diese Partnerschaften in der Praxis bereits wirken. Nun gilt es, sie strategisch weiterzuentwickeln.
Fazit
Die VivaTech 2025 war ein klares Signal: Europa will und kann im globalen Tech-Wettbewerb mitspielen. Mit gezielten Investitionen in KI-Infrastruktur, nachhaltige Technologien und innovative Startups könnte die EU-Tech-Szene in den kommenden Jahren erheblich an Bedeutung gewinnen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob den ambitionierten Ankündigungen auch nachhaltige Taten folgen.
Autor: Haus & Gross
Foto von ©Viva Technology 2025