Wie hat sich der Außenhandel trotz Corona-Pandemie, Lieferengpässen und Logistikproblemen in Deutschland und Frankreich im Jahr 2021 entwickelt und wie sind die Aussichten in diesem Jahr?
Deutscher Außenhandel verzeichnet starkes Wachstum
Die deutschen Exporte und Importe haben das Niveau vor der Corona-Krise übertroffen und Höchstwerte erzielt. Laut dem Statistischen Bundesamts stiegen die Warenausfuhren 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 14 % auf den Höchstwert von 1.375,5 Milliarden Euro.
Noch stärker sind die Importe gewachsen: Mit einem Wachstum von 17,1 % haben sie im vergangenen Jahr einen Umfang von 1.202,2 Milliarden Euro erreicht. Der deutsche Exportüberschuss ist damit das fünfte Jahr in Folge auf einen Wert von 173,3 Milliarden Euro gesunken.
Die wichtigsten Zielländer für deutsche Exporte waren die USA, China und Frankreich. Vor allem der US-Markt hat mit einem Exportwachstum von 18 % auf Ausfuhren von insgesamt 122,1 Milliarden Euro deren Gesamtanstieg geprägt. Die Ausfuhren nach Frankreich legten um 12,6 % auf 102,3 Milliarden Euro zu. Mehr als die Hälfte der Gesamtexporte ging mit einem Volumen von 747,3 Milliarden Euro in andere EU-Staaten.
Hohes Außenhandelsdefizit für Frankreich
Frankreich hat im Jahr 2021 deutlich mehr Waren aus dem Ausland eingeführt als es selbst hergestellt und exportiert hat. So hoch wie zuletzt war das Außenhandelsdefizit aber noch nie. Von Januar bis Dezember 2021 stand einem Import von 586 Milliarden Euro ein Export von 501 Milliarden Euro gegenüber. Vor allem bei Energie- und Industriegütern ist Frankreich vom Ausland abhängig. Luft- und Raumfahrt, Chemie, Parfüm und Kosmetik erzeugen Exportüberschüsse.
Dieses hohe Außenhandelsdefizit von 85 Milliarden Euro erklärt sich durch den rapiden Anstieg der Importe. So haben um 18,8 % zugelegt. Im Corona-Jahr 2020 waren es – 13%. Aber auch die Exporte haben um 17 % zugenommen, nach – 15,8 % im Jahr 2020. (Quelle: französische Zollbehörde)
Obwohl Frankreich fast sein Exportniveau von 2019 erreicht hat, sind große Branchenunterschiede zu beobachten. So steht die Kosmetikindustrie besser da als vor der Krise, bei Luxusgütern wurde ein Überschuss von 32 Milliarden Euro verzeichnet. Die exportstarke Branche der Luftfahrtindustrie hingegen liegt bei nur 57 % und die Automobilindustrie bei 90 % seines Exportniveaus von 2019.
Trotzdem gibt es auch gute Nachrichten. So ist die Anzahl der exportierenden französischen Unternehmen auf 136.000 gestiegen. 2017 lag die Zahl noch bei 123.000.
Wie sind die Aussichten für 2022?
Die deutsche Industrie sitzt auf Aufträgen in Rekordhöhe, die allerdings wegen der Materialengpässe nicht im eigentlich möglichen Tempo abgearbeitet werden können. Geopolitische Konflikte wie in der Ukraine schlagen zudem auf das Gemüt vieler Exporteure. Russland gehört zwar nicht zu den Top-Handelsnation, Deutschland importiert aber aus Russland entscheidende Rohstoffe, allen voran Gas, Öl und Metalle. Ob es für Deutschland ein gutes Exportjahr 2022 wird, wird davon abhängen, wie es in der Ukraine weiter geht.
Auch Frankreich exportiert nur 1,5 % seiner Güter nach Russland. Den größten Einfluss wird der Krieg in der Ukraine auf die Energiepreise haben, auch wenn Frankreich weniger abhängig von Gasimporten aus Russland ist. Gas macht nur 20 % des französischen Energieverbrauchs aus, sehr viel weniger als in Deutschland mit 64 %. (Quelle: Eurostat)
Trotzdem werden sich die steigenden Energiepreise auch in Frankreich bemerkbar machen. Betroffen sind vor allem die höheren Produktionskosten in der Industrie. Auch der psychologische Aspekt mit zunehmender Nervosität der Märkte sollte nicht unterschätzt werden.
Autor: Jitka Mencl-Goudier
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