Deutschland auf Investitionskurs – inspiriert durch Frankreichs Dynamik?
Frankreichs wirtschaftspolitischer Stil scheint zunehmend Spuren in Berlin zu hinterlassen. In Paris wird aufmerksam registriert, dass Deutschland – traditionell zurückhaltender bei staatlichen Investitionsprogrammen – nun eine deutlich aktivere Rolle anstrebt. Unter dem Label „Made in Germany“ wollen rund 60 deutsche Großunternehmen bis 2028 insgesamt etwa 631 Milliarden Euro investieren, davon mehr als 100 Milliarden in neue Projekte. Der Ansatz erinnert an Frankreichs Tradition, gezielt auf große nationale und europäische Projekte zu setzen, um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Der „Merzcron“ -Neustart: Frankreich als Partner, nicht nur Vorbild
Das erste große Treffen am 26. Februar zwischen Merz und Macron im Élysée-Palast markierte symbolisch einen neuen deutsch-französischen Aufbruch. Die deutsche Presse schafft den Begriff „Merzcron“ – Ausdruck für die enge Übereinstimmung und das veränderte Verhältnis zwischen beiden Staatschefs.
Beobachter sprechen von einer ungewöhnlich harmonischen Atmosphäre zwischen den beiden Staatschefs und von einer „Lune de Miel“ im deutsch-französischen Verhältnis. Die Themenliste war ambitioniert: Verteidigung, Energie, Industriepolitik, Raumfahrt sowie die engere Koordination von Steuer- und Arbeitsmarktpolitik. Macron drängte insbesondere auf eine gemeinsame Linie bei CO₂-armen Technologien und beim Ausbau grenzüberschreitender Energieinfrastruktur.
Inwieweit ist Deutschland tatsächlich von Frankreich inspiriert?
Die Parallelen sind sichtbar: Deutschlands Investitionspolitik entspricht einem französischen Stil wirtschaftspolitischer Dynamik. Doch es gibt auch klare Unterschiede:
- Frankreich praktiziert weiterhin traditionell eine stärkere Rolle des Staates – mit direktem Eingreifen und stark orientierten Programmen.
- Deutschland nähert sich diesem Modell an, bleibt aber vorsichtiger und betont Dialog mit Wirtschaftszweigen und Unternehmen (z. B. durch „Made in Germany“), statt umfassender Planwirtschaft.
- Energiepolitisch unterscheiden sich die Partner deutlich: Frankreich setzt auf Kernenergie, Deutschland setzt auf mehrheitlich erneuerbare Energien – ein Konfliktpunkt trotz des Wunsches nach Koordination.
Fazit
Die neue Nähe zwischen Berlin und Paris eröffnet dennoch Chancen für gemeinsame europäische Projekte. Deutschlands Wandel zu einer ambitionierteren, strategischeren Wirtschaftspolitik könnte – inspiriert vom französischen Modell – die deutsch-französische Achse stärken und Europa insgesamt wettbewerbsfähiger machen. Die Kooperation zwischen Merz und Macron signalisiert, dass beide Länder bereit sind, nicht nur nebeneinander, sondern stärker miteinander in die Zukunft zu investieren.
Autor: Haus & Gross
Quellen:
- https://www.lesechos.fr/monde/europe/choose-germany-comment-lallemagne-sinspire-de-macron-2176148
- https://www.lesechos.fr/idees-debats/editos-analyses/investissements-la-charge-allemande-2177471
- https://www.it-boltwise.de/neuer-kurs-in-der-deutsch-franzoesischen-zusammenarbeit-merz-und-macron-setzen-akzente.html