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Die Bildungskluft wächst in Deutschland und Frankreich.

Bildungsvergleich der OECD: Klassische Berufsausbildung in Deutschland und Frankreich rückläufig

Die Bildungskluft wächst in Deutschland und Frankreich. Das zeigt der diesjährige Ländervergleich „Bildung auf einen Blick“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Die Bildungskluft wächst in Deutschland und Frankreich. Das zeigt der diesjährige Ländervergleich „Bildung auf einen Blick“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). In der jährlichen Studie werden die Bildungssysteme der 38 Mitgliedsstaaten der OECD und weiterer Partnerländer miteinander verglichen.

Rückgang der klassischen Berufsausbildung in Deutschland am höchsten

Immer weniger junge Erwachsene in Deutschland haben eine klassische Berufsausbildung. Im vergangenen Jahr konnten 38 % der 25- bis 34-Jährigen einen Berufsabschluss vorweisen, 2015 waren es noch 51 %. Das ist der größte Rückgang bei den Ausbildungen im Vergleich der OECD-Länder.

Die Zahlen der OECD zeigen auch, dass 94 % der beruflich ausgebildeten Personen in Deutschland binnen zwei Jahren eine Arbeit finden. Das ist der höchste Wert aller OECD-Länder. Zudem verdiene diese Gruppe im Durchschnitt 67 % mehr als Menschen mit einem niedrigeren Bildungsgrad.

Hochschulabschluss in Deutschland immer beliebter

Der Anteil derjenigen, die maximal einen mittleren Schulabschluss hatten, aber keine weitere Qualifikation wie Abitur oder eine Ausbildung, erhöhte sich in Deutschland von 13 auf 16 %. Aber der OECD-Bericht spricht auch von einer „Bildungspolarisierung“ in Deutschland. Während die Zahlen der jungen Menschen ohne Berufsausbildung oder einer anderen Qualifikation nach einem mittleren Schulabschluss steigen, streben immer mehr der 25- bis 34-Jährigen höhere Abschlüsse wie ein Studium an. 2015 hatten 30 % aus dieser Gruppe einen Hochschul- oder ähnlichen Abschluss, 2022 waren es bereits 37,5 %. 

Frankreich: 50 % der jungen Erwachsenen haben einen Hochschulabschluss

Die zweite Stufe der Sekundarstufe (Baccalauréat oder gleichwertig in Frankreich) wird in Frankreich häufig als Mindestqualifikation für einen erfolgreichen Eintritt in den Arbeitsmarkt angesehen. Diejenigen, die die zweite Stufe der Sekundarschule nicht erreicht haben, werden auf dem französischen Arbeitsmarkt besonders benachteiligt. Der Anteil der 25- bis 34-Jährigen ohne Abschluss der Sekundarstufe II liegt in Frankreich unter dem OECD-Durchschnitt (11 % gegenüber 14 %) und ist zwischen 2015 und 2022 um 3 Prozentpunkte zurückgegangen.

Schulabbrecher befinden sich in Frankreich oft in einer prekären Situation und haben große Schwierigkeiten einen angemessenen Arbeitsplatz zu finden. So liegen die Beschäftigungsquoten im Jahr 2022 für die 25- bis 34-Jährigen ohne Abschluss der Sekundarstufe II nur bei 52 % (OECD-Durchschnitt: 61 %), bei 78 % für diejenigen mit einem Abschluss der Sekundarstufe II oder einem postsekundären Abschluss und bei 88 % für diejenigen mit einem Abschluss des Tertiärbereichs.

Wie in Deutschland ist der Hochschulabschluss in Frankreich immer attraktiver. Im Jahr 2022 hatten 50 % der 25- bis 34-jährigen Franzosen und Französinnen einen Hochschulabschluss, gegenüber 47 % im Durchschnitt der OECD-Länder. 40 % der Schüler in der Sekundarstufe II entscheiden sich für berufsbildende Programme. Im Jahr 2022 befanden sich 56% der 18- bis 24-Jährigen in einer Ausbildung in der Sekundarstufe II oder im Tertiärbereich, was leicht über dem OECD-Durchschnitt von 54% liegt.

Autorin: Jitka Mencl-Goudier

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