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Durch die Corona-Pandemie hat die Staatsverschuldung in Deutschland und Frankreich im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht.

Corona-Pandemie: Die Staatsverschuldung in Deutschland und Frankreich im Vergleich

Durch die Corona-Pandemie hat die Staatsverschuldung in Deutschland und Frankreich im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht. Die Schuldenquote, die sich aus dem Verhältnis der Schulden zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) berechnet, lag Ende 2020 in Frankreich bei 115,9 % und in Deutschland bei 71,2 %. (Quelle: Statista)

Mit dem Brexit und dem USA-China-Handelskrieg kommen zwei weitere Faktoren ins Spiel, deren Ausgang die Weltwirtschaft und im Zuge dessen auch die staatlichen Schuldenquoten negativ beeinflussen können. Wie weitreichend und langfristig Ereignisse dieser Art die nationalen Haushalte beeinflussen können, hat die internationale Banken- und Finanzkrise von 2008 gezeigt.


Frankreich führend bei Verschuldung in der EU

Der Anstieg der Staatsschulden in Deutschland und Frankreich ist eine der Folgen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Konjunkturpaketen.

Die Verschuldung der zur Europäischen Währungsunion gehörenden Länder beläuft sich insgesamt auf rund 9,8 Billionen Euro. Dabei führt Frankreich die Liste der am höchsten verschuldeten Staaten mit einer Staatsverschuldung von rund 2,6 Billionen Euro im 2. Quartal 2020 an, gefolgt von Deutschland mit rund 2,3 Billionen Euro, und hat damit den höchsten Stand erreicht, der jemals gemessen wurde. (Quelle: Statista)


Recovery Fund der EU soll wirtschaftliche Erholung vorantreiben

Doch Ökonomen sind sich einig, dass die Staatsverschuldung tragbar ist, solange die Volkswirtschaften über die Steigerung der Kosten der Fremdfinanzierung hinaus wachsen. Um die von der Corona-Pandemie betroffenen Volkswirtschaften anzukurbeln, einigte sich daher die EU im vergangenen Sommer auf einen Recovery Fund in Höhe von 750 Milliarden Euro zur Finanzierung von Investitionen in den Mitgliedsstaaten. Der Fonds wird mit einem noch nie dagewesenen Betrag an EU-Schulden finanziert, die schließlich über neue europäische Steuern zurückgezahlt werden sollen. Somit ist der Recovery Fund der EU ein wichtiger Teil der Strategie, um die wirtschaftliche Erholung voranzutreiben, ohne die nationalen Kassen zu belasten.


Langfristige Rettungsprogramme bevorzugt

Trotz umfangreicher Maßnahmen und Rettungspakete konzentrieren sich Deutschland und Frankreich neben kurzfristigen Erleichterungen vor allem auf transformative Programme, mit deren Hilfe die Wirtschaft langfristig profitieren soll (z.B. Modernisierung der 5G-Infrastruktur oder Zuschüsse an Unternehmen zur Reduzierung von Verlustrisiken). Im deutschen Konjunkturpaket machen Kredite von einer Billion Euro einen großen Teil des Programms aus, in Frankreich ist es jeweils etwas mehr als die Hälfte, die in Liquiditäts- und Garantiemaßnahmen von transformativen Programmen fließt.

Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang einige der branchenspezifischen Maßnahmen beider Länder. So will Deutschland beispielsweise über ein Drittel seines Gesamtplans von 150 Milliarden US-Dollar im Automobilsektor für umweltfreundliche Mobilitätstechnologien wie klimafreundliche Fahrzeuge und im Bereich Infrastruktur in den öffentlichen Verkehr investieren. Frankreich setzte zum Beispiel einen 21 Milliarden US-Dollar schweren Rettungsplan für den stark in Mitleidenschaft gezogenen französischen Tourismussektor auf.

 

Autor: Jitka Mencl-Goudier
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