Die ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland haben sich im Jahr 2020 trotz der Corona-Pandemie behauptet, wie Germany Trade and Invest (GTAI) und die regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaften berichten. Die internationalen Ansiedlungsprojekte (ohne Vorhaben im Bereich Mergers and Acquisitions) sind mit 1.684 Projekten im Jahr 2020 nur um 9 % im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen (1.851) und verzeichnen damit einen schwächeren Rückgang als erwartet.
Leichte Steigerung der französischen Investitionen in Deutschland
Die französischen Investitionen in Deutschland verzeichnen mit 83 neuen Projekten sogar eine minimale Steigerung gegenüber dem Vorjahr (82 Projekte). Sie werden getragen von den Sektoren Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und Software sowie dem Gesundheitswesen, auf die sich ein Großteil der französischen Investitionen in Deutschland konzentriert.
Deutsche Unternehmen haben im Jahr 2020 in Frankreich 201 Projekte realisiert und 4000 Arbeitsplätzen geschaffen, so die französische Wirtschaftsförderungsgesellschaft Business France. Die deutschen Investitionen in Frankreich konzentrieren sich auf die Branchen Automobilbau, Maschinenbau, Elektronik, Umwelttechnik sowie Handel und Finanzen.
Rund 5.700 französische Unternehmen investieren in Deutschland und sind mit über 400.000 Arbeitsplätzen aktuell unter den Top 5 der ausländischen Arbeitgeber in Deutschland. Im Vergleich dazu gibt es „nur“ 4.600 deutsche Niederlassungen mit 320.000 Beschäftigten in Frankreich (Quelle: Deutsch-französische Auslandshandelskammer).
Deutschland ist zweitgrößter Investor in Frankreich
Trotz der niedrigeren Zahlen bei der Anzahl der Firmen und Arbeitsplätzen ist Deutschland beim Wert der geschaffenen Investitionen nach den USA der zweitgrößte ausländische Investor in Frankreich. Die deutschen Direktinvestitionen betragen fast 50 Milliarden Euro, die französischen in Deutschland hingegen nur knapp 32 Milliarden Euro. Dabei werden die französischen Investitionen hauptsächlich von Großunternehmen getätigt, während in Deutschland vor allem mittelständische Unternehmen investieren.
Deutsch-französische Zukunftsthemen: Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Die französischen Investitionen erfolgen aber nicht mehr nur in den klassischen Bereichen Konsumgüter, Nahrungsmittel oder Textilien. Rund ein Viertel der französischen Investitionen fließt mittlerweile in den Bereich Digitalwirtschaft. Davon profitiert der relativ starke Sektor der Informations- und Kommunikationstechnik in Frankreich.
Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung sollen nach Willen der deutschen und französischen Politik auch länderübergreifend ausgebaut werden. Ein Beispiel sind gemeinsame Investitionen in den Aufbau einer deutsch-französischen Batteriezellfertigung für Kfz. Bis 2022 soll eine Fabrik in Frankreich und bis 2024 ein Betrieb in Deutschland entstehen. Aber auch in Deutschland traditionell starke Sektoren wie der Werkzeugmaschinenbau, die Automobilindustrie oder die chemisch-pharmazeutische Industrie können mit der Entwicklung digitaler Industrieprozesse und smarten Lösungen im Bereich Informationstechnologie aus Frankreich einen neuen Aufschwung erleben.
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Autor: Jitka Mencl-Goudier