Die Digitalisierung bietet vielfältige Möglichkeiten, gerade auch für den Mittelstand: Neue Produkte können schneller hergestellt, Kundenwünsche besser berücksichtigt, neue Geschäftsfelder und Services angeboten werden. Mittelständische Unternehmen in Deutschland und Frankreich beschäftigen sich zunehmend mit der Thematik, nutzen aber nur zaghaft die Vorteile der digitalen Transformation.
Für 89 % des deutschen Mittelstands ist die Digitalisierung eine Chance
Das Interesse an der Digitalisierung ist da. Doch viele deutsche Mittelständler sehen immer noch Gründe, die eine Digitalisierung verhindern. Ein Forschungsprojekt der KfW Bankengruppe zeigt, dass fehlende IT-Kompetenzen (67%), IT-Sicherheit (62%), Investitionskosten (59%) und die Internetgeschwindigkeit (58%) oft als Hindernis bei deutschen Mittelständern empfunden werden.
Gleichzeitig sieht 89 % des deutschen Mittelstandes die Digitalisierung als Chance. Dies belegt eine Bitkom Studie aus dem Jahr 2018. Mittelständische Unternehmen sehen einen größeren Nachholbedarf in ihrer Digitalisierung als größere Unternehmen. Es fehlt ihnen aber vor allem an Zeit und finanziellen Mitteln.
Deutscher Mittelstand investiert 15 Milliarden Euro für Digitalisierungsvorhaben
Laut einer Studie der staatlichen Förderbank KfW kommt die Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland allmählich voran. Demnach haben 30 Prozent der 3,76 Millionen Mittelständler zwischen 2015 und 2017 in den Einsatz neuer oder verbesserter digitaler Technologien investiert. Rund 15 Milliarden Euro gab der Mittelstand im Jahr 2017 der Studie zufolge für Digitalisierungsvorhaben aus. Allerdings brachten die mittelständischen Unternehmen gleichzeitig mehr als das Elffache für Neuinvestitionen unter anderem in Maschinen und Gebäude auf (169 Milliarden Euro).
Großer Nachholbedarf für kleine und mittelständische Unternehmen in Frankreich
Obwohl Frankreich mit seinen 3,8 Millionen kleinen und mittelständischen Unternehmen über eine vielfältige Wirtschaftsstruktur verfügt, bleibt das Land bei der Digitalisierung in Europa nur auf dem 16. Platz. Dies belegt der Digital Economy and Society Index (DESI) im Jahr 2017. Auch wenn die französischen Kunden sich bevorzugt im Internet informieren und massiv im Web kaufen, fühlen sich viele der kleinen Unternehmen vom digitalen Wandel nicht betroffen. Auch die großen mittelständischen Unternehmen, vor allem in der Industrie, ergreifen noch nicht die Möglichkeiten der Entwicklung, die die Digitalisierung bietet. Sie exportieren wenig, sind kaum internationalisiert und daher weniger der internationalen Konkurrenz ausgesetzt.
Frankreich: Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten der Digitalisierung noch zu wenig genutzt
Das im Oktober 2018 lancierte Portal ‘France Num’ der französischen Regierung, eine Plattform zur Begleitung der Unternehmen im digitalen Wandel, zeigt wieviel die kleinen und mittelständischen Unternehmen beim Thema Digitalisierung noch im Rückstand sind. 76 % der befragten Unternehmen haben zwar einen Internetauftritt und 74 % bestätigen eine Präsenz in den sozialen Netzwerken. Aber nur 11 % nutzen die digitalen Werkzeuge täglich. Für viele der befragten Unternehmen beschränkt sich die Digitalisierung auf die Präsenz im Web. Zu wenige nutzen die Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten der Digitalisierung und die wenigsten beschäftigen sich mit Maßnahmen im Hinblick auf Risiken, die mit der Datensicherheit verbunden sind.
Autor: Jitka Mencl-Goudier
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