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Interview mit Dr. Patrick Schmidl, Geschäftsführender Gesellschafter der M&A Beratung Deutsche Mittelstandsfinanz GmbH und Franck da Silva, Geschäftsführer der Beratungsfirma für Fusionen und Übernahmen Ænon Corporate Finance.

Interview mit Dr. Patrick Schmidl und Franck da Silva – Experten des Pôle Franco-Allemand

Interview mit Dr. Patrick Schmidl, Geschäftsführender Gesellschafter der M&A Beratung Deutsche Mittelstandsfinanz GmbH und Franck da Silva, Geschäftsführer der Beratungsfirma für Fusionen und Übernahmen Ænon Corporate Finance. Experten des Pôle Franco-Allemand.

Herr Dr. Schmidl, könnten Sie uns kurz Ihr Unternehmen und Ihre Person vorstellen?

Ich habe nach Stationen in der Industrie, im Investmentbanking und Private Equity 2009 die Deutsche Mittelstandsfinanz GmbH in Frankfurt gegründet.

Die Deutsche Mittelstandsfinanz bietet maßgeschneiderte Lösungen beim Unternehmensverkauf, dem Unternehmenskauf und der Unternehmensnachfolge. Wir sind Partner von Corporate Finance Associates, einer internationalen Investmentbanking-Gruppe mit 50 Büros weltweit.

Zu unseren Schwerpunkten gehören die Beratung bei strukturierten Verkaufsprozessen. So können wir das bestmögliche Ergebnis für unsere Mandanten erzielen. Wir begleiten mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 10 und 100 Millionen Euro. Zu unseren Mandanten gehören der klassische Mittelstand, darunter Unternehmen im produzierenden Gewerbe, Dienstleistungsunternehmen, aber auch Biotech-Unternehmen.

Wir sind davon überzeugt, dass ein Unternehmer, der sein Unternehmen veräußert, die bestmögliche Beratung benötigt.

Welche Herausforderungen bestehen bei grenzüberschreitenden Transaktionen?

Wichtig bei dieser Fragestellung ist, ob der Veräußerer bereit ist, an ein ausländisches Unternehmen zu verkaufen oder ob er eine nationale Lösung bevorzugt.

Zu beachten sind bei internationalen Transaktionen vor allem die kulturellen Unterschiede. Sie stellen eine der größten Herausforderungen dar. So werden Deutsche oft als sehr direkt empfunden. Das kann französische Geschäftspartner manchmal vor den Kopf stoßen. Auch die rechtlichen Unterschiede in beiden Ländern sind zu beachten. Sie führen manchmal zu Unverständnis im Nachbarland und können so die Verhandlungen erschweren.

Zudem ist die Unternehmensführung in Deutschland und Frankreich oft anders aufgebaut. So werden Entscheidungen in deutschen Unternehmen eher im Konsens unter Einbeziehung von Fachexperten getroffen. Französische Unternehmen sind dagegen tendenziell stärker hierarchisch geprägt. Diese Unterschiede muss man verstehen, damit eine Unternehmenstransaktion erfolgreich zum Abschluss gebracht werden kann.

Ein anderes Beispiel: Bei Insolvenzen in Deutschland sind die Gläubigerinteressen sehr wichtig, in Frankreich hingegen steht vor allem die Sicherung der Arbeitsplätze im Vordergrund. Dementsprechend fallen die Kaufangebote unterschiedlich aus.

Gerade bei mittelständischen, grenzüberschreitenden Transaktionen ist zudem die Akquisitionsfinanzierung häufig eine Herausforderung.

Wie sieht es bei Firmenkäufen im aktuellen Kontext der Inflation und hoher Zinsen aus?

Das ist ein sehr spannendes Thema. Eine höhere Inflation und hohe Zinsen führen dazu, dass die Finanzierung teurer und risikoreicher wird, da sie aus dem Cashflow bedient werden muss. Die Banken sind derzeit zudem eher vorsichtig; und mit geringerer Finanzierung sinken tendenziell die Unternehmenspreise. Zielunternehmen, die die Inflation in Preiserhöhungen umsetzen können, sind daher aktuell besonders attraktiv.

Franck da Silva ergänzt :

In der Tat sind die Auswirkungen der steigenden Zinssätze auf dem Markt für Fusionen und Übernahmen tiefgreifend. Unternehmen, die eine Fusion planen, müssen sehr oft Kapital aufnehmen, um diese Transaktionen zu finanzieren. Wenn die Zinssätze steigen, erhöhen sich zwangsläufig auch die Kosten für die Aufnahme von Fremdkapital zur Finanzierung dieser Transaktionen. Dies macht die Transaktionen also teurer und damit weniger attraktiv für Unternehmen, insbesndere für solche, die stark auf externe Finanzierung angewiesen sind. Infolgedessen sind die Unternehmen bei der Auswahl ihrer Transaktionen wählerischer und neigen dazu, ihre M&A-Projekte zu verzögern. Die Unternehmen, die im derzeitigen Umfeld aus der Reihe tanzen, sind diejenigen, die über eine beträchtliche „Kriegskasse“ verfügen, die es ihnen ermöglicht, ihre externen Wachstumstransaktionen aus eigener Kraft zu finanzieren.

Die Inflation hat ebenfalls einen großen Einfluss auf Fusionen und Übernahmen. Eine höhere Inflation führt zu höheren Kosten für die Unternehmen, insbesondere für Rohstoffe, Arbeitskräfte und andere Ressourcen, die sie für ihren Betrieb benötigen. Dies beeinflusst die Bewertungen der Zielunternehmen und Vermögenswerte, da höhere Produktionskosten die Gewinnspannen verringern können. Und in diesem Fall sind, wie Patrick bereits sagte, vor allem Unternehmen gefragt, die in der Lage sind, die erlittene Inflation in höhere Preise für den Endkunden umzusetzen. Darüber hinaus kann die Inflation im Rahmen von M&A-Transaktionen einen Grad an Unsicherheit in die Finanzprognosen bringen, was die Verhandlungen und Bewertungen komplexer macht. Letztendlich können all diese Gründe die sehr deutliche Verlangsamung der M&A-Transaktionen im Jahr 2022 erklären.

Autorin: Jitka Mencl-Goudier
© Dr. Patrick Schmidl


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