Mit der Digitalisierung entstehen neue Geschäftsprozesse, denen nicht nur große sondern auch mittelständische Unternehmen Rechnung tragen müssen. Einerseits ersetzt die zunehmende Vernetzung und Automatisierung Arbeitsplätze durch Roboter und Maschinen. Auf der anderen Seite steigen die Ansprüche an hoch qualifiziertes Personal. Digitale Kompetenzen und digital geschulte Mitarbeiter sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor.
Die Digitalisierung verändert Berufsbilder und lässt neue Berufe entstehen
Veränderungen sind bereits in vielen Ausbildungsberufen spürbar. Ein Elektroniker greift im Alltag mindestens genauso oft zum iPad wie zum Lötkolben. Informatikerinnen und Informatiker brauchen ein Gespür für industrielle Abläufe. Auch auf andere Ausbildungsgänge wird sich die fortschreitende Digitalisierung auswirken. Die neuen Technologien lassen aber auch neue Berufe entstehen. Ein aktuelles Beispiel ist die deutsche Ausbildung zum E-Commerce Kaufmann, einem Spezialisten für den Online-Handel.
Die Notwendigkeit einer Anpassung der betrieblichen Ausbildung hat sich inzwischen auch in der Wirtschaft herumgesprochen. Laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sind drei Viertel der Unternehmen in Deutschland der Überzeugung, dass der zunehmende Einsatz digitaler Technologien auch eine inhaltliche Anpassung der Ausbildungsberufe erfordert. Jeder vierte Entscheider glaubt, dass in Folge der Digitalisierung völlig neue Ausbildungsberufe eingeführt werden müssen.
Weniger monotone Arbeit, mehr Prozessmanagement
In Zukunft erledigen zunehmend Maschinen die Arbeit in der Produktion. So wird bis 2018 die Zahl der Industrieroboter weltweit auf 1,3 Millionen anwachsen, schätzt die International Federation of Robotics (IFR). Die nächste Generation der Facharbeiterinnen und Facharbeiter wird den Einsatz von Industrierobotern und Fabrikstraßen koordinieren, ihre Echtzeitdaten auswerten und sich um auftretende IT-Probleme kümmern. Die Ausbildungsgänge müssen für diese neuen Aufgaben deutlich interdisziplinärer und komplexer angelegt sein. Kompetenzen wie Prozessmanagement und IT-Kenntnisse gewinnen zunehmend an Bedeutung, genau wie neue Methoden des digitalen Lernens.
An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei
Oft sind die Mitarbeiterzahlen in mittelständischen Unternehmen so gering, dass Personalführung und Arbeitsabläufe auch ohne innovative Technik möglich sind. Immer häufiger kommt der Druck nun von außen: Wenn Kunden und Lieferanten digital arbeiten oder diese Arbeitsweise sogar voraussetzen, müssen Unternehmen nachziehen.
Für den Mittelstand heißt digitaler Wandel, abteilungsweise – vom Einkauf über die Buchhaltung und den Personalbereich bis hin zur Kundenbetreuung – zu prüfen, welche Arbeit sich wie digitalisieren lässt. Das kann etwa das Schaffen einer Plattform sein, auf der mehrere Unternehmen gemeinsam ihre Produkte anbieten. Oder die Investition in neue Maschinen, die Daten digital übernehmen und alle folgenden Schritte selbstständig ausführen können. Auch entsprechend qualifiziertes Fachpersonal einzustellen, gehört zu den Digitalisierungs-Maßnahmen.
Deutsch-französische Kooperation zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
Deutschland und Frankreich sind wichtige Partner im Bereich der Digitalisierung. Die deutsche „Plattform Industrie 4.0“ und die französische „Alliance Industrie du Futur“ wollen die Wettbewerbsfähigkeit der produzierenden Industrien weiter ausbauen. Die Kooperation ist eng mit den europaweiten Aktivitäten verbunden und weist als wichtige Schwerpunkte die Ausbildung und Veränderungen bei Kompetenzanforderungen und die Arbeitsorganisation aus.
In enger Zusammenarbeit mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Gewerkschaften engagieren sich 160 Organisationen auf der deutschen Plattform. Das Netzwerk ist eines der größten der Welt und unterstützt insbesondere die mittelständischen Unternehmen bei der Umsetzung der Industrie 4.0.
Alliance Industrie du Futur hat die Aufgabe, das im April 2015 gestartete Zukunftsprojekt zur Umstrukturierung der französischen Industrie umzusetzen. Das französische Projekt will Unternehmen, insbesondere KMUs, dabei unterstützen, ihre Geschäftsmodelle, Organisations-, Design- und Marketingmethoden zu verändern.
Autor: Jitka Mencl-Goudier
© shutterstock.com