Nachhaltigkeit bedeutet weitaus mehr als „nur“ die Umwelt schützen. Das Akronym „ESG“ steht für Environmental, Social and Governance und drückt aus, was auch für viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Deutschland und Frankreich immer wichtiger wird: Verantwortliches und nachhaltiges Handeln in Bezug auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Unternehmensführung.
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) scheuen sich jedoch nicht selten vor mehr Nachhaltigkeit, weil sie kräftezehrende Transformationen und signifikante Investitionen fürchten. Dabei lohnt es sich, das Thema ernst zu nehmen und als Chance zu begreifen. Denn Nachhaltigkeit ist kein Marketinginstrument, sondern ein strategisches Geschäftsinteresse, das über die Zukunft eines Unternehmens entscheidet.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
Vor allem größere Firmen setzen beispielsweise immer mehr auf alternative Antriebe in ihren Firmenfahrzeugen. Im Lebensmittelhandel wird Plastik- und Verpackungsmüll als besonders wichtiges nachhaltiges Thema eingestuft, während in der Automobilindustrie Nachhaltigkeitsprojekte vor allem auf Recycling und Wiederverwendung alter Komponenten abzielen.
Laut der Mittelstandsstudie 2021 „Wirtschaft im Umbruch: Die Chancen des Green Deal“ ist Nachhaltigkeit das Zukunftsthema Nr. 1, das den deutschen Mittelstand bewegt. Nachhaltiges Wirtschaften wird zum Wettbewerbsvorteil, aber nur bei einem Drittel der Unternehmen ist eine konkrete Strategie vorhanden. Die Studie von Roland Berger zeigt, dass Unternehmen nachhaltiger und ökologischer werden müssen, sonst prognostizieren sie massive Gewinneinbrüche.
Nachhaltigkeit erleichtert Personalsuche
Eine gute Nachhaltigkeitsstrategie kann für Unternehmen jeder Größenordnung auch im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter ein entscheidendes Argument sein. Denn schon heute zeigt sich, dass nachhaltig wirtschaftende Firmen bei der Personalsuche punkten, wenn sie ihre Nachhaltigkeitsstrategie sichtbar machen und beispielsweise in der Unternehmenskommunikation und im Employer-Branding einsetzen. Mit der nachwachsenden Generation dürfte sich dieser Trend sogar noch verstärken.
Frankreich: Plan zur Beschleunigung des ökologischen Wandels im Mittelstand
Auch in Frankreich haben sich die CSR- und Nachhaltigkeitsstandards als wichtiger Ansatz erwiesen. Corporate Social Responsibility (CSR) ist die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens. In diesem Zusammenhang haben die französische Regierung, die Energie- und Umweltagentur L’ADEME und die staatliche Investitionsbank Bpifrance einen Plan zur Beschleunigung des ökologischen Wandels auf den Weg gebracht, der die KMUs und Kleinunternehmen in diesem Schritt besser begleiten soll.
Nach einer Studie von Goodwill Management tragen heute 800 der vier Millionen Unternehmen in Frankreich das CSR-Label. Insgesamt sind aber laut Comité 21, einem Netzwerk von Akteuren für die Nachhaltigkeit, zwei Prozent der mittelständischen Unternehmen mit dem CSR-Label ausgezeichnet. Tatsächlich verfolgen nach einer Studie von BPIfrance Le Lab sogar rund 50 Prozent der mittelständischen Unternehmen einen CSR-Ansatz, aber nur 25 Prozent haben einen strukturierten Ansatz, der einen kurz- oder mittelfristigen Aktionsplan einschließt.
Autor: Jitka Mencl-Goudier
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