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Das Homeoffice hat seit der Corona-Krise in Deutschland und Frankreich einen regelrechten Boom verzeichnet.

Wie beeinflusst der Homeoffice-Boom den Büroimmobilienmarkt in Deutschland und Frankreich?

Das Homeoffice hat seit der Corona-Krise in Deutschland und Frankreich einen regelrechten Boom verzeichnet. Trotzdem wird ein langfristiger Einbruch auf dem Büroimmobilienmarkt nicht erwartet. Büros sind weiterhin gefragt, sie werden sich aber der neuen Realität stellen und attraktiver werden müssen. Die großen Auswirkungen am Büroimmobilienmarkt wird man wohl erst in einigen Jahren sehen. Viele Unternehmen haben langlaufende Mietverträge und können im Moment nichts an ihrer Bürosituation ändern. Zudem sprechen demografische Veränderungen wie die Bewegung hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft dagegen, dass die Nachfrage nach Büroflächen langfristig einbricht.


Keine Ausweitung der Büroflächen trotz steigender Bürobeschäftigtenzahlen

Wahrscheinlich wird sich der Anteil der Bürobeschäftigten an allen Erwerbstätigen in Deutschland und Frankreich weiter erhöhen. Allerdings geht das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), aber auch andere Forschungsinstitute, davon aus, dass dies nicht zur Ausweitung der Büroflächen führen wird. Durch die Erfahrungen in der Corona-Pandemie dürften viele Firmen dem Homeoffice viel offener gegenüberstehen als früher. Weil gleichzeitig auch immer mehr Beschäftigte Gefallen daran finden, könnte der Bedarf an Büroflächen sinken und damit die Mieten und Kaufpreise für Büroimmobilien.

Immobilienexperten des IW gehen davon aus, dass die Quadratmeterpreise für Büromieten in Deutschland in Spitzenlagen um 10 bis 20 % zurückgehen könnten. Bei den Kaufpreisen könne es sogar um 25 bis 35 % nach unten gehen. Nach Schätzungen der Investmentbank der französischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken (Natixis) dürfte auch in Frankreich der Kaufpreis bis au 15 % fallen, auch wenn nur temporär. Es ist nach Aussagen der Experten derzeit möglich, günstiger zu kaufen, auch wenn man aufpassen muss, wo man kauft und wie man die Büroräume ausstattet.

Mehrere Faktoren sprechen jedoch dagegen, dass Büros ein Auslaufmodell sind – nicht zuletzt, weil die Kosten für die Miete meist geringer sind als andere Posten wie das Personal. Einhellig vertreten Immobilienmanager die Meinung, dass man künftig mehr und größere Räume für Projektarbeit und Besprechungsräume brauche – gerade wenn Mitarbeiter ein paar Tage in der Woche von zu Hause aus arbeiten.


Coworking-Spaces in Innenstadtlagen immer beliebter

Immobilienexperten erwarten zukünftig einen Boom bei Coworking-Räumen. Auch Führungskräfte werden vielleicht keinen eigenen Schreibtisch mehr haben. Unternehmen könnten Büros in der Peripherie, den sogenannten B-Lagen, verringern. Dagegen wird die Nachfrage nach repräsentativen Räumen in Stadtzentren hoch bleiben oder sogar noch größer werden. Durch die vermehrte Heimarbeit steige der Bedarf an Gemeinschaftsräumen für einen persönlichen Austausch im Büro.

Die Zahl der Coworking-Spaces in Deutschland hat sich in den vergangenen 24 Monaten vervierfacht. Das zeigt eine aktuelle Markterhebung des Bundesverbandes Coworking Spaces Deutschland e. V. (BVCS) aus dem Mai 2020. Demnach gibt es derzeit 1.268 Coworking-Spaces und -flächen in Deutschland. Anfang 2018 waren es nur knapp über 300. In Frankreich hat sich die Anzahl der Gemeinschaftsbüros seit 2012 verzehnfacht. 2019 wurden 1700 Coworking-Spaces gezählt.

 

Autor: Jitka Mencl-Goudier
© shutterstock.com


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