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Corona-Krise, Lieferengpässe, Inflation, Energiewende, Fachkräftemangel: Viele Unternehmen in Deutschland und Frankreich mussten sich im vergangenen Jahr diesen Herausforderungen stellen.

Wohin steuert die deutsche und französische Wirtschaft 2022?

Corona-Krise, Lieferengpässe, Inflation, Energiewende, Fachkräftemangel: Viele Unternehmen in Deutschland und Frankreich mussten sich im vergangenen Jahr diesen Herausforderungen stellen. Was erwartet die deutsche und französische Wirtschaft in diesem Jahr?

Prognosen für das Wirtschaftswachstum haben derzeit eine relativ geringe Haltbarkeitsdauer und werden zumeist nach unten korrigiert. So auch die neueste Vorhersage des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die Weltwirtschaft. Die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland senkte der IWF in diesem Jahr auf 3,8 %, das sind 0,8 Prozentpunkte weniger als noch im Oktober. Begründet wird dies vor allem mit den anhaltenden Unterbrechungen globaler Lieferketten, die die deutsche Wirtschaft besonders treffen. Zudem hätten steigende Energiepreise und Versorgungsunterbrechungen zu einer höheren Inflation als erwartet geführt.

Frankreich hat 2021 das kräftigste Wirtschaftswachstum seit einem halben Jahrhundert verzeichnet. Die Konjunktur zog im vergangenen Jahr um 7,0 % an – so stark wie seit 1969 nicht mehr, wie das nationale Statistikamt Insee mitteilte. Allerdings war die französische Wirtschaft 2020 auch um 8,0 % eingebrochen. Im zweiten Halbjahr 2021 schoben vor allem Fortschritte bei der Impfkampagne und Lockerungen der Corona-Maßnahmen die Konjunktur an.

Doch auch für die französische Wirtschaft wurden die Prognosen für 2022 nach unten korrigiert. Das starke Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr dürfte laut IWF nicht ausreichen, um das Vorkrisenniveau zu erreichen. Die Prognosen für 2022 liegen bei 3,5 %, das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als noch im Oktober.

Lieferengpässe belasten Investitionen in Frankreich

Die Konjunkturentwicklung in Frankreich ist in diesem Jahr mit Unsicherheit behaftet. Handel, Gastronomie und Transport dürften sich dieses Jahr weiter erholen, vor allem wenn der Tourismus sich wieder belebt. Die Industrie und hier vor allem der Automobilsektor litt 2021 unter Lieferengpässen, deren Ende noch nicht absehbar ist. Lieferengpässe belasten die Investitionen in Maschinen, Kfz und Baumaßnahmen. Daher zeichnet sich nach der kräftigen Erholung 2021 im Jahr 2022 zunächst ein geringeres Wachstum ab.

Deutsche Branchenverbände sind optimistisch für 2022

Trotz Beeinträchtigung durch die Lieferengpässe und das Infektionsgeschehen bleibt der Ausblick für die deutsche Wirtschaft angesichts des hohen Auftragsbestands grundsätzlich zuversichtlich.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat Branchenverbände zu ihren Erwartungen für 2022 befragt. Nur wenige Branchen sehen schwierigen Zeiten entgegen. Von den 48 befragten Wirtschaftsverbänden erwartet kein einziger einen Produktions- oder Geschäftsrückgang für seine jeweilige Branche. Eine große Mehrheit rechnet hingegen mit steigenden Zahlen.

Auch in Bezug auf Investitionen und Beschäftigung überwiegen die positiven Einschätzungen. Einzelne Branchen sehen dennoch schwierigen Zeiten entgegen, darunter der Tourismus und die Messewirtschaft.

Viele deutsche Industrieunternehmen freuen sich über die gute Auftragslage und die anziehende Weltkonjunktur. Unternehmen in der Papierverarbeitung und die Glasindustrie machen sich aber Sorgen wegen der andauernden Materialknappheit. Die Lieferengpässe könnten laut IW im kommenden Jahr weniger werden. Bei den gerade für die Autoindustrie so wichtigen Halbleitern rechnet man allerdings mit langwierigeren Schwierigkeiten. Auch der Fachkräftemangel wird den deutschen Unternehmen weiter Probleme bereiten, vor allem Betriebe im Baugewerbe sind betroffen.

 

Autor: Jitka Mencl-Goudier
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