Im Jahr 2022 blieben die Sparquoten in den wichtigsten europäischen Ländern auf einem hohen Niveau. Sie lagen über den Sparquoten vor Beginn der Covid-19-Pandemie. Gleichzeitig sank unter dem Einfluss der fallenden Aktienmärkte der Wert des Finanzvermögenswerts der Haushalte in den untersuchten europäischen Ländern Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich.
Vor dem Hintergrund von Inflation und steigenden Zinsen geben zwei Studien Aufschluss über die Entwicklung von Ersparnissen und Vermögen im Jahr 2022. Das am 11. Mai von der Banque de France veröffentlichte Bulletin „Epargne et patrimoine financier des ménages“ bezieht sich auf französische Haushalte, während sich die Anfang Mai von der Europäischen Sparbeobachtungsstelle (L’Observatoire de l’Epargne, OEE) veröffentlichte „Übersicht zum Sparen in Europa“ auf die europäischen Länder Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich bezieht.
Die Sparquoten der wichtigsten Länder sind immer noch nicht auf Normalniveau
In den EU-Ländern ist die Sparquote der Haushalte nach dem starken Anstieg zu Beginn der Pandemie weiter gesunken. In den sechs Ländern, auf die sich die Studie bezieht, verzeichnet das OEE einen allgemeinen und kontinuierlichen Rückgang der Sparquote seit dem Höchststand Ende 2020. Sie ist im Jahresvergleich um 4,2 % gesunken. In Deutschland und dem Vereinigten Königreich liegt die Sparquote jedoch immer noch über oder auf dem Niveau vor der Covid-19-Pandemie. In Italien und Spanien hat sie das Niveau von vor 2020 wieder erreicht.
Allein in Frankreich lag die Sparquote der Haushalte im Jahr 2022 laut Banque de France bei 18,6 % des verfügbaren Bruttoeinkommens, anstatt bei durchschnittlich 15 % vor den ersten Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie. Das Gesamtniveau der angelegten Ersparnisse der französischen Haushalte belief sich auf 158,7 Milliarden Euro und lag damit leicht unter dem Niveau von 2021 mit 161 Milliarden Euro, aber deutlich unter dem außergewöhnlichen Sparjahr 2020 mit 202,1 Milliarden Euro.
Rückläufiges Finanzvermögen der europäischen Haushalte
Beim Bruttogeldvermögen verzeichnet INSEE, das französische Institut für Statistik und Wirtschaftsstudien, in den untersuchten Ländern einen Rückgang. Unter Bruttogeldvermögen versteht man den Gesamtbetrag der von einem Haushalt gehaltenen Vermögenswerte, d. h. alle Güter, die es ihm ermöglichen, über zukünftige Ressourcen zu verfügen.
Auf europäischer Ebene ging das Aktivvermögen zu Beginn des Zeitraums im Jahr 2022 stark zurück. Das ist hauptsächlich auf den durchschnittlichen Rückgang des börsennotierten Aktienportfolios der Haushalte um 12% zurückzuführen. Die Studie des OEE (l’Observatoire de l’épargne européenne) stellt außerdem fest, dass der Bestand an liquiden Mitteln (Geld und Sichteinlagen) insbesondere in Belgien, Frankreich und dem Vereinigten Königreich zurückging und dass die Investitionen in Anleihen mit dem Anstieg der Zinsen in Deutschland, Belgien und Italien wieder zunahmen.
Autorin: Jitka Mencl-Goudier
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