Mehr als 2.200 Städtepartnerschaften verbindet Deutschland und Frankreich heute – die größte Anzahl in Europa. Städtepartnerschaften sind das Wurzelwerk der deutsch-französischen Freundschaft. Ihr Ursprung führt zurück in die Nachkriegszeit. Städtepartnerschaften sollten helfen, die Völker zu versöhnen und eine neue Kultur des Miteinanders zu etablieren. 1950 wurde die erste Städtepartnerschaft zwischen Ludwigsburg und Montbéliard geschlossen.
Heute sind die Städtepartnerschaften eine wichtige Basis der deutsch-französischen Beziehungen und dienen vor allem der Entwicklung kreativer kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Projekte in einem vereinten Europa.
Vertragliche Grundlage und Organisation
Die Verträge über Städtepartnerschaften dienen als Grundlage für Partnerschaften zwischen deutschen und französischen Städten. Beispiele dafür lassen sich auf der Website des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) finden. In Deutschland wie in Frankreich stehen der RGRE und seine nationalen Sektionen seit ihrer Gründung an der Spitze der Bewegung der europäischen Städtepartnerschaften und unterstützen die Gebietskörperschaften in ihrem Engagement für das Europa der Bürger.
Die Partnerstädte organisieren Austauschprojekte und Begegnungen in den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Tourismus, humanitäre Angelegenheiten und Sport. Eine der Prioritäten ist die Durchführung von Begegnungen Jugendlicher, die die künftigen Akteure der deutsch-französischen Freundschaft sein werden. Hier spielt das deutsch-französische Jugendwerk (DFJW) eine Schlüsselrolle. Es hat zur Aufgabe, die Beziehungen zwischen jungen Menschen in Deutschland und Frankreich zu intensivieren, das gegenseitige Verständnis zu vertiefen und ihnen dadurch die Kultur des Nachbarlandes näherzubringen.
Förderung von über 700 deutsch-französischen Projekten
Mit dem Vertrag von Aachen haben die Regierungen Deutschlands und Frankreichs 2019 beschlossen, Städtepartnerschaften zu stärken, um die Zivilgesellschaften beider Länder einander näher zu bringen. Daraus ist im April 2020 der Deutsch-Französische Bürgerfonds hervorgegangen, der seitdem über 700 Projekte gefördert hat. Über 44 % davon fanden im Rahmen von Städtepartnerschaften statt – etwa eine Fête de la musique zwischen Leipzig und Lyon, ein digitaler Tandem-Austausch zwischen Arnstorf und Eybens, ein Austausch über nachhaltiges Wirtschaften zwischen dem hessischen Groß-Umstadt und Saint-Péray (bei Valence) oder ein Treffen zwischen Urbanen-Garten-Vereinen aus Berlin und Paris.
Städtepartnerschaften: Die Herausforderungen von morgen
Nach drei Jahren Pandemie gilt es nicht nur wieder Austausche aufzunehmen, sondern junge Menschen stärker einzubeziehen und neue Formate zu erfinden. Und es ist wichtig, den konkreten Nutzen der deutsch-französischen Städtepartnerschaften deutlich zu machen, zum Beispiel in der Zusammenarbeit im Vereinswesen oder in der städtischen Verwaltung, bei Projekten im Kampf gegen den Klimawandel oder zur Stärkung sozialer Wirtschaftsmodelle.
Es hat sich gezeigt, dass über die Städtepartnerschaften die Themen Europa, Frieden, politische Partizipation, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie oder auch Umweltschutz und Nachhaltigkeit direkt zu den Menschen gebracht werden können. Es besteht auch zukünftig großer Bedarf, im Rahmen von Bürgerdialogen im Gespräch zu bleiben und vor allem jungen Menschen aktive Gestaltungsmöglichkeiten einzuräumen. Um die Teilnahme junger Menschen auf kommunaler Ebene zu stärken, unterstützt beispielsweise das DFJW bei Projekten wie „Europa beginnt in deiner Stadt“ oder bietet Unterstützung bei der Organisation eines Deutsch-Französischen Tags an.
Unter folgendem Link kann eine Liste der deutsch-französischen Partnerschaften abrufen werden: www.deutsch-franzoesische-partnerschaften.de/
Autor: Jitka Mencl-Goudier
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