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Wie haben sich die Investitionsbedingungen entwickelt und wie stehen die Investitionsstandorte Deutschland und Frankreich heute da?

Die Investitionsstandorte Deutschland und Frankreich im aktuellen Vergleich

Wie haben sich die Investitionsbedingungen entwickelt und wie stehen die Investitionsstandorte Deutschland und Frankreich heute da?

Die Coronapandemie, unterbrochene Lieferketten und steigende Energiepreise haben die attraktiven Investitionsstandorte Deutschland und Frankreich in den vergangenen Jahren stark belastet. Wie haben sich die Investitionsbedingungen entwickelt und wie stehen die Investitionsstandorte Deutschland und Frankreich heute da?

Deutschland bleibt attraktiv, kämpft aber mit Kapitalabfluss und Fachkräftemangel

Auch wenn Deutschland ein starker und wettbewerbsfähiger Standort bleibt, hat er gerade für Industrieunternehmen an Attraktivität verloren. Internationale Investoren ziehen sich zunehmend aus Deutschland zurück. Bereits zum fünften Mal in Folge hat sich ihr Engagement im vergangenen Jahr reduziert und ist damit auf den niedrigsten Stand seit 2013 gefallen. Im Jahr 2022 haben Unternehmen aus dem Ausland 832 Investitionsprojekte in Deutschland angekündigt, ein Rückgang um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus einer Untersuchung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hervor.

Ein Grund der Investoren, den Standort Deutschland zunehmend in Frage zu stellen ist der Fachkräftemangel. Laut einer Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Industrie ist für drei von vier industriellen Mittelständlern der Fachkräftemangel aktuell die größte Herausforderung.

Auch nach Ansicht vieler deutscher Unternehmen hat sich der Standort Deutschland in den vergangenen zwei Jahren negativ entwickelt. Gut ein Viertel erwägt seine Produktion zu verlagern, wie aus einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar Public unter 150 deutschen Firmen hervorgeht. Demnach halten 46 % der Unternehmen den Standort Deutschland für „weniger attraktiv“ und 15 % für „nicht attraktiv“. Die schlechtesten Noten gab es für die Bereiche Energiepreise und Energieverfügbarkeit (4,0), Regulatorik und Bürokratie (4,0) sowie der Verfügbarkeit von Fachkräften (3,9).

Deutschland dennoch ein Top-Standort

In einer für die EY-Studie durchgeführten weltweiten Unternehmensbefragung gewinnt Deutschland aktuell aber wieder an Attraktivität. Der Anteil der Befragten, die Deutschland als einen von drei Top-Standorten in Europa bezeichnen, ist im Vergleich zur Vorjahresbefragung von 42 auf 62 % gestiegen. 

Frankreich bleibt bei Investitionsprojekten in Europa führend

Vergleicht man den Investitionsstandort Frankreich, so bleibt der EY-Studie zufolge das Land Spitzenreiter im europäischen Ranking. Die Zahl der Investitionsprojekte in Frankreich ist im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 1259 gestiegen. Damit liegt Frankreich vor dem Vereinigten Königreich (929) und Deutschland (832).

Obwohl die europäischen Investoren nach wie vor in der Überzahl sind mit 65 % der Projekte, nehmen die USA im Jahr 2022 mit 280 Projekten (16 %) und der Schaffung von mehr als 17 000 Arbeitsplätzen in Frankreich wieder den ersten Platz unter den Investorenländern in Frankreich ein. Es folgen Deutschland mit 256 Projekten (15 %) und das Vereinigte Königreich mit 176 Projekten.

Im verarbeitenden Gewerbe bleibt Frankreich mit 547 Projekten der wichtigste Markt für die Ansiedlung und Erweiterung von Fabriken. Ein weiterer vielversprechender Sektor ist der Bereich Forschung und Entwicklung, der Frankreich dank des French-Tech-Programms und der öffentlichen Innovationsförderung zum „Europameister der F&E-Zentren“ macht. Im Jahr 2022 wurden 144 Projekte aufgenommen. Einziger Wermutstropfen: Die Zahl der von ausländischen Investoren in Frankreich geschaffenen Arbeitsplätze ist laut EY bis 2022 um 15% gesunken. Und im Durchschnitt schaffen diese Investitionen in Frankreich weniger Arbeitsplätze (33 pro Projekt) als in den übrigen führenden Gastländern für ausländische Investitionen in Europa (58 in Deutschland, 59 im Vereinigten Königreich). Begründet wird diese Situation mit den Schwierigkeiten Frankreichs, neue Projekte anzuziehen. Zwei Drittel der Investitionsentscheidungen entfallen auf Standorterweiterungen.

Autorin: Jitka Mencl-Goudier
©shutterstock.com


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