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Die Energiewende stellt für Deutschland und Frankreich eine große Herausforderung dar.

Wie entwickelt sich die Energiewende in Deutschland und Frankreich?

Die Energiewende stellt für Deutschland und Frankreich eine große Herausforderung dar. Frankreich will bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein, Deutschland bereits 2045.

Die Energiewende stellt für Deutschland und Frankreich eine große Herausforderung dar. Frankreich will bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein, Deutschland bereits 2045. Wie gehen beide Länder die Abwendung von fossilen Primärenergieträgern hin zu erneuerbaren Energien an und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es?

Der größte Unterschied besteht im Strommix. In Frankreich haben sich Präsident Emmanuel Macron und seine Regierung für die Atomkraft ausgesprochen. Nach den derzeitigen Plänen sollen die Laufzeiten einiger Reaktoren verlängert und neue gebaut werden. Die französische Energiewende beinhaltet zwar auch den Ausbau erneuerbarer Energien, ist darin aber nicht vergleichbar mit der deutschen Energiewende, die einen Strommix vorsieht, der im Jahr 2030 rund 80 % des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien decken soll.

Deutschland will seinen Stromverbrauch hauptsächlich aus Wind- und Solarenergie decken

Deutschland will eines der ersten klimaneutralen Industrieländer werden. Dafür kommt neben der Elektrifizierung von Prozessen insbesondere grünem Wasserstoff für energieintensive Prozesse eine bedeutende Rolle zu. Grüner Wasserstoff soll für die Stahl- und Zementerzeugung oder auch im Luft- und Seeverkehr eingesetzt werden. 

Um sein ambitioniertes Ziel zu erreichen, muss Deutschland den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter beschleunigen, allen voran aus Wind- und Solarenergie.  Erstmals wurde in Deutschland zum Jahresende 2023 mehr als die Hälfte des Stroms durch erneuerbare Energien wie Sonne und Wind erzeugt. Das belegen Daten der Arbeitsgruppe Erneuerbare-Energien Statistik (AGEE-Stat), die im Januar veröffentlicht wurden. Der Anteil des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch lag im Jahr 2023 bei mehr als 50 % (2022: 46 %). Demnach lieferten Windenergieanlagen 52 % des Stroms aus erneuerbaren Energien und Photovoltaik-Anlagen rund 22 %. Die Stromerzeugung aus Biomasse lag bei 18 %. Die übrigen sieben Prozent stammen vor allem aus Wasserkraftwerken.

Frankreich setzt weiterhin auf Atomkraft

Frankreich sieht auch künftig die Atomkraft als wichtigsten Pfeiler seiner Stromversorgung. Sie hatte im Jahr 2023 einen Anteil der Stromerzeugung von 65 %. Erneuerbare Energien lagen bei lediglich 18 %. Davon machte die Wasserkraft 12 % aus. Windkraft und Solarenergie spielgen eine vergleichsweise geringe Rolle. (Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, DIW)

Der Entwurf für ein Gesetz zur Energie-Souveränität (Projet de loi relatif à la souveraineté énergétique) legt Frankreichs Energieprioritäten bis 2030 fest und beinhaltet diese deutliche Erhöhung von Atomstrom. Statt ursprünglich sechs sollen nun vierzehn neue Reaktoren gebaut werden. Das Ziel ist es, die Atomkraft als dominierende Energiequelle in Frankreich zu erhalten, mit einem Beitrag von 60 bis 70 % zum Strommix.

Erneuerbare Energien sollen in der französischen Energiewende eher eine untergeordnete Rolle spielen und lediglich als Ergänzung dienen. Quoten für erneuerbare Energien sind in der Strategie nicht vorgesehen, womit sich Frankreich deutlich von Deutschland und anderen europäischen Ländern abgrenzt.

Deutsch-französisches Büro für die Energiewende

Doch trotz der Unterschiede haben sich Deutschland und Frankreich darauf geeinigt, beim Thema Energiewende enger zusammenzuarbeiten. Dazu wurde bereits im Jahr 2006 das Deutsch-französische Büro für die Energiewende (DFBEW) mit dem Ziel gegründet, Brücken zwischen den Akteuren der Energiewende in beiden Ländern zu bauen.

Das DFBEW ist ein Verein, der sich die Intensivierung des Informations- und Erfahrungsaustauschs zwischen deutschen und französischen Ministerien, Firmen, Industrieverbänden, Forschungseinrichtungen, Regionen und Kommunen im Bereich der erneuerbaren Energien zur Aufgabe gemacht hat. Heute umfasst sein Aktionsradius die erneuerbaren Energiequellen mit den momentan größten Potentialen. Dazu gehören Wind, Photovoltaik und Biogas. Das DFBEW ist Partner des Pôle-Franco-Allemand, dem Forum für deutsch-französische Investitionen (www.pole-franco-allemand.de).

Autorin: Jitka Mencl-Goudier

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